Der Studierendenrat hat beschlossen: Die Entscheidung über das neue Semesterticket sollen alle Studenten in einer Urabstimmung fällen
Wenn Katerina Deike am Verhandlungstisch mit dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) Platz nimmt, wird sie gut gewappnet sein, um 30.000 Heidelberger Studenten zu vertreten. Denn nicht nur das Studentenwerk unterstützt die Vertreterin der AG Semesterticket bei den Verhandlungen. Auch der VRN hat ein Interesse daran, einen Konsens mit den Studenten zu finden. Denn über eine Annahme des finalen Angebots entscheiden am Ende alle Studenten. Diese sollen in einer Urabstimmung des Studierendenrates (StuRa) über ein Ja oder Nein zum neuen Semesterticket entscheiden. Das hat der StuRa in seiner letzten Sitzung entschieden.
Das Resultat der uniweiten Umfrage ist eindeutig
In der Tasche hat Katerina zudem die Ergebnisse der uniweiten Umfrage zum neuen Semesterticket. Diese soll ihr als Argument für die Verhandlung dienen. Und das Resultat der Umfrage erklärt eindeutig: So wie das Ticket ist, soll es nicht bleiben. Das meinen zumindest 71 Prozent der Studenten, die an der Onlineumfrage teilgenommen haben.
Das aktuell vorliegende VRN-Angebot sieht allerdings keine Veränderungen an der räumlichen oder zeitlichen Gültigkeit des Tickets vor, sondern nur, dass das Semesterticket jährlich um vier Prozent teurer wird. Ein bemerkenswerter Anstieg dafür, dass zum Beispiel das BAföG zuletzt 2010 einmalig um nur zwei Prozent erhöht wurde, was das Semesterticket vor allem für BAföG-Empfänger unverhältnismäßig teurer macht. Zugleich würde die Preiserhöhung für den VRN aber Mehreinnahmen von 180.000 Euro bedeuten. Für die AG Semesterticket bisher ein unerklärlicher Zusammenhang. „Wir wollen das Unternehmen besser verstehen“, sagt Katerina, und erwartet eine Rechtfertigung spätestens am Verhandlungstisch.
Jährlich um vier Prozent soll der Ticketpreis steigen
Fraglich ist auch, weshalb andere Tickets, wie zum Beispiel das MAXX-Ticket für Heidelberger Schüler nicht einer solchen Preiserhöhung unterliegt. Den Ergebnissen der Studie entnimmt die AG auch ihre weiteren Hauptziele für die Verhandlungen mit der VRN. Knapp ein Viertel der Studenten hat Ende 2013 an der Umfrage teilgenommen. „Wir wollen auf jeden Fall eine Ausweitung der Wochenend- und Abendregelung erreichen“, sagt Katerina. So ergibt die Umfrage, dass bei nur 19 Prozent der Studenten die Distanz von der Uni bis nach Hause durch die Regelung abgedeckt wird. Die Hälfte dieser 19 Prozent besitzt ohnehin ein Semesterticket, sodass sie die Abendregelung gar nicht braucht.
Für die Studenten, die gar kein Semesterticket erwerben, wird das Ticket ein teures Unterfangen. Auch sie zahlen mit dem Semesterbeitrags den Sockelbeitrag von derzeit 22,50 Euro. Nach dem neuen Angebot der VRN sollen es bald 25,80 Euro sein. 60 Prozent von ihnen fordern, dass der Sockelbeitrag möglichst niedrig bleibt. Auf der anderen Seite stehen allerdings die 71 Prozent der Ticketbesitzer, die dafür sind, dass der Ticketpreis niedrig bleibt. In der Frage, wie sehr die Studenten am Semesterticketpreis beteiligt werden, der sich aus Sockel- und Ticketpreis zusammensetzt, bleiben die Meinungen also gespalten.
Wenn der VRN nicht mit einem guten Angebot überzeugt, könnte es zu keinem Vertragsabschluss kommen
Da die Heidelberger Studenten nach den Verhandlungen über das finale Angebot der VRN in einer Urabstimmung für das Semesterticket stimmen werden, könnte sich genau diese Spaltung für den VRN fatal auswirken und zu einem knappen Ergebnis führen. Sollte kein Vertrag zustande kommen, würden dem VRN Einnahmen von 1,4 Millionen Euro durch das Heidelberger Semesterticket fehlen. Weitere Anreize für das Semesterticket könnten zum Beispiel sein, dass die Westpfalz einbezogen würde und die Abendregelung bereits ab 18 statt derzeit 19 Uhr gilt. Das schlägt Katerina vor. Dem VRN würde dies „praktisch keine Einbußen bescheren“, urteilt die AG Semesterticket.
von Johanna Mitzschke