Für die Umsetzung der Lehramtsreform gibt es eine Kommission aus Univerantwortlichen und Studenten. Letztere sind nun zurückgetreten.
Vor knapp einem Jahr hat die grün-rote Landesregierung mit einem Eckpunktepapier die Umstellung auf das Bachelor-Master-System im Lehramtsstudium zum Wintersemester 2015/16 öffentlich gemacht. Seitdem laufen die Vorbereitungen zur Umsetzung an den Universitäten in Baden-Württemberg. In Heidelberg ist dafür eine Steuerungsgruppe bestehend aus Vertretern der Pädagogischen Hochschule (PH) und der Universität zuständig. Auch die Studenten sind dort vertreten: die Verfassten Studierendenschaften der Universität und PH entsenden jeweils zwei Vertreter in die Steuerungsgruppe. Dort sind sie an zwei parallelen Prozessen beteiligt. Zum einem an der Umstellung auf das Bachelor-Master-System, zum anderen an der Antragsschreibung „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ für die in Baden-Württemberg allein 63 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
Im Sommer wurde die Arbeit in der Steuerungsgruppe von den studentischen Vertretern noch als konstruktiv beschrieben, jedoch schon damals über einen fehlenden Informationsfluss geklagt. Seither mussten teilweise Informationen über die Vernetzung mit anderen Hochschulen in Baden-Württemberg erlangt werden, was hauptsächlich mit der Intransparenz des Wissenschaftsministeriums zusammenhängt. Zum Beispiel sollte eine „School of Education“ in Heidelberg eingerichtet werden, über deren genaue Organisation und Studentenbeteiligung aber keine Aussagen getroffen wurden. Über die Tatsache, dass der Antrag zur „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ schon fertiggestellt und abgeschickt wurde, wurden die Studenten erst gar nicht informiert.
Aus Protest an dieser Informationspolitik und der Reform selbst sind die studentischen Vertreter am 19. November geschlossen zurückgetreten. In einer Erklärung heißt es: „Wir sind Teil der Steuergruppe geworden, da wir geglaubt hatten, dass studentische Interessen ernst genommen würden.“ Allerdings können sie nicht nachvollziehen, weshalb der Antrag für die Qualitätsoffensive der Lehrerbildung nicht zugesandt wurde. „Auch wenn wir im Vorfeld an den Diskussionen in der Steuerungsgruppe beteiligt wurden – in der abschließenden Entscheidungsphase wurden wir weder informiert, noch unsere Standpunkte berücksichtigt.“
Des Weiteren übten die vier studentischen Vertreter Kritik an der Einrichtung polyvalenter Bachelorstudiengänge in Heidelberg anstatt des Lehramtbachelors, auf den in allen anderen Hochschulen in Baden-Württemberg umgestellt wird. Zudem sind sie nicht mit der geplanten Verteilung von ECTS-Punkten in verschiedenen Bereichen und der fehlenden studentischen Beteiligung in der neuen „School of Education“ einverstanden.
„Die Entscheidung zurückzutreten ist uns nicht leicht gefallen“, so die studentischen Vertreter. Allerdings sei der Rücktritt die einzige Möglichkeit, dem falschen Anschein echter studentischer Beteiligung entgegenzuwirken. In der Sitzung der Steuerungsgruppe am 20. November sollte der Antrag für die Qualitätsoffensive Lehrerbildung vorgestellt werden. Allerdings wurde aus der Einladung dann klar, dass der Antrag schon lange abgeschickt wurde. „Wir sollten also vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Echte und vor allem ernstgemeinte Beteiligung – von Mitwirkung ganz zu schweigen – sieht anders aus.“ Auch nach Anfrage bei den Verantwortlichen erfolgte keine Zusendung des Antrages: „Der Antrag ist uns bis heute, Stand 29. November, nicht bekannt. Wir hatten ihnen ausreichend Zeit gegeben, sich mit uns in Verbindung zu setzen bevor wir unsere Rücktrittserklärung an die Medien weitergeleitet haben.“ Dieser drastische Schritt macht mehr als deutlich, dass die Umsetzung der Lehramtsreform in Heidelberg momentan undurchsichtig und chaotisch verläuft.
von Monika Witzenberger