Schon klar, wie das neue Layout ankommt. Alles hätten wir verändern dürfen: das Format auf Oktavheftgröße stutzen, die Bebilderung auf unbunt umstellen (im Sinne des allgemeinen Retro-Trends), selbst die Laufrichtung der Buchstaben zu verkehren hättet Ihr mit Langmut ertragen – nur nicht das.
Empört werden die Pioniere der Gleichberechtigung diese Zeitung in Stücke reißen, die Wächter des guten Tons lautstark zum Boykott aufrufen. Unbelehrbar seien die Zeitungsmacher, frech befördere man weiter den Machismo des Systems. Das Blatt schreibe jetzt nur noch für die Hälfte seiner Lesendenschaft. Die Kollegen vom Unimut werden titeln: „ruprecht jetzt noch bürgerlicher“.
Man könnte auch einfach sagen: der ruprecht wird erwachsen und entledigt sich der Ketten seiner Backfischjahre. Zwar tragen alle Neuerungen das Etikett der Jugendlichkeit – die dicken Linien sind schwungvollem Strich gewichen, wuchtige Buchstaben einer anmutigen Typographie; weniger Blei, mehr Esprit –, gleichwohl wird hier eine geistig-moralische Wende vorbereitet: das untrügliche Zeichen ist nicht allein die Wiederkehr der „Studentenzeitung“, sondern auch die Renaissance des „Schlagloch“, vormals Titel dieser Zeitung, der es nun als Titel der Seite drei wieder ins Blatt geschafft hat.
Über all diesen Aufbruchssignalen nimmt sich der kleine sprachliche Rückfall doch ganz harmlos aus: die neue Bürgerlichkeit eben. Und wer doch vor Wut zum Streichholz greifen will, wird noch im Geruch der Druckerschwärze das Aroma der Frische und Erneuerung spüren.
von Kai Gräf