Juristen fordern Sanierung ihrer Bibliothek
Mario Kuhn ist ein gelassener Student, doch beim Gespräch über die Jura-Bibliothek wird er emotional: „Die Schmerzgrenze ist erreicht.“ Die Bibliothek in der Friedrich-Ebert-Anlage ist mit 280 Arbeitsplätzen für die fast 2000 Jurastudenten in Heidelberg zu klein. Alle Studenten müssen ihre Hausarbeiten in dieser Bibliothek schreiben, da nur dort die Fachliteratur verfügbar ist. Bereits vor dem Öffnen der Bibliothek um acht Uhr stehen die Studenten in den Semesterferien Schlange, um einen Arbeitsplatz zu bekommen. Die Professoren empfehlen ihren Studenten, in die Bibliotheken nach Mannheim oder Karlsruhe auszuweichen.
Mario, der Sprecher der Rechtsfachschaft, führt mich durch das verwinkelte und unübersichtliche Gebäude.
Der alte Teil der Bibliothek wirkt nach Jahren der Nutzung noch immer provisorisch eingerichtet, die Möbel wollen sich nicht einfügen. Manche Tische stehen zu nahe beieinander: Wenn Studenten daran arbeiten, ist ein Vorbeikommen unmöglich, oder die Tische stehen so nahe an den Bücherregalen, dass man die Leiter nicht sicher an das Regal stellen kann.
„Das Rektorat muss jetzt etwas tun“
Oft sind im Gebäude die Wände rissig, der Putz bröckelt schon von den Wänden. Teile des Gebäudes müssen mit Holzbalken abgestützt werden, weil die Statik des ehemaligen Hotels schlecht ist. Bücherregale können nicht dort aufgestellt werden, wo sie praktisch sind, sondern müssen sich an die Wände drängen, da der Boden in der Mitte mancher Räume ihr Gewicht nicht tragen kann. Immer wieder betont Mario, dass das Gebäude nicht barrierefrei ist. Wiederholt gab es im neuen Teil der Bibliothek Wassereinbrüche, seitdem schimmelt es im Gebäude. Im alten Teil des Gebäudes drückt das Wasser durch die an den Hang grenzenden Wände, auch hier schimmelt es.
„Das ist gefährlich für unsere Gesundheit“, sagt Mario. Zudem sei der neue Teil des Gebäudes schlecht belüftet. Das macht auch das Arbeiten, besonders im Sommer unerträglich, da es sehr schwül ist. Letzten Winter stand das Wasser im Flur der Bibliothek und es tropfte von der Decke. „Wir haben hier keine Luxusprobleme, das Rektorat muss jetzt etwas tun“, fordert Charlotte Uhlig von der Fachschaft. Die Mitglieder der Rechtsfachschaft um Mario sammelten Unterschriften, um Druck auf das Rektorat auszuüben. Über eintausendmal wurde ihr Brief an Rektor Eitel unterschrieben, mehr als fünfzig Prozent der Studenten beteiligen sich an der Aktion, welche auch von Professoren unterstützt wird.
Heidelberg steht hinter Freiburg und Tübingen zurück
Was die Studenten nicht wussten: Seit einem Jahr arbeitet das Bauamt der Universität an Plänen, den alten Teil des Gebäudes neu zu bauen. Alexander Matt, Leiter des Bauamtes der Universität, sagt: „Es ist schon irritierend, dass die Fachschaft nichts von den Plänen wusste, die ja bereits seit längerem mit der Fakultät diskutiert werden. Hier scheint es Defizite in der Kommunikation zu geben.“ Wann der Neubau fertig sein wird, kann Matt nicht sagen. Letzten Freitag wurde eine Studie, wie der Neubau aussehen könnte, vorgestellt. Wenn die Finanzierung des Projektes vom Land oder einem privaten Förderer steht, dauert es vier bis fünf Jahre bis das Gebäude fertig sein wird. Kurzfristig hofft die Universität auf eine Entlastung durch die Triplex-Sanierung welche 2015 beendet ist. Nach dem Umbau wird es dort doppelt so viele Lesesaal-Arbeitsplätze geben.
Die Universitätsleitung hat auch auf den Protest der Studenten reagiert. Die Universität möchte die Villa Krehl von der Stadt mieten, diese ist durch den Umzug der Schiller Universität in die Bahnstadt frei geworden. Um die Schäden im Gebäude zu beheben, nimmt die Universität dieses Jahr circa 300.000 Euro in die Hand, dies sei das übliche Jahresbudget für das Gebäude. Damit können die Wassereinbrüche verhindert und der Schimmel eingedämmt werden. „Von dem Schimmel gehen keine Gesundheitsgefährdungen aus, die Wand ist trockengelegt und muss nun gestrichen werden“, behauptet Matt und gesteht, dass sowohl die Universitäten in Freiburg als auch in Tübingen ihren Studenten bessere Arbeitsplätze bieten. „Das muss sich ändern.“
von Dominik Waibel