Wird einem Dozenten unterstellt, undeutlich zu sprechen, eine schlechte Tafelschrift zu haben oder auf Fragen nicht einzugehen, braucht es dafür Belege. Eine Rückmeldung von möglichst vielen Studierenden, also eine Evaluation, ist ein solcher Beleg.
Bei diesem Konzept geht es nicht um üble Nachrede, sondern um die Möglichkeit, die Lehre zu verbessern. Aus Fehlern oder negativer Kritik lernt man nun einmal am meisten. Zudem sind solch „kleine“ Fehler dem Vortragenden oft gar nicht bewusst oder werden als unwichtig abgetan. Deswegen ist die Evaluation eine Hilfestellung für Dozenten um ihre Lehre und das studentische Lernen zu verbessern. Außerdem ist sie ein Werkzeug „zur Herstellung von inneruniversitärer Transparenz und gegenüber der Öffentlichkeit über die Qualität der Lehre“, wie es in der Evaluationsordnung der Universität heißt. Da eventuelle Änderungen in der Lehre meistens nur schleichend vorangehen, sind Ergebnisse von Evaluationen für zukünftige Studentengenerationen bestimmt, damit diese ihre Kurswahl an vergangen Bewertungen ausrichten können.
Anders ist es an der ETH Zürich, immerhin eine der besten Universitäten der Welt: Hier wird sogar mehrmals pro Semester evaluiert. Ein paar Wochen nach Semesteranfang, um noch während des Semesters dem Dozenten Verbesserungsvorschläge machen zu können, und nach dem Semester. Die Evaluationen werden online durchgeführt und sind für jeden Studenten mit Passwort abrufbar.
In Heidelberg dagegen wollen einige Dozenten die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse nicht mehr zulassen. Das ist nach der neuen Evaluationsordnung der Universität durchaus erlaubt, aber könnte als Widerspruch zur „inneruniversitären Transparenz“ interpretiert werden. Über die Organisation der Evaluationen schrieb die MathPhys-Fachschaft in ihrem letzen Infoheft: „Des Weiteren wurde uns in diesem Rahmen auch vorgeworfen, die Durchführung der Evaluation sei unprofessionell und die Auswertung der Ergebnisse verliefe nicht objektiv. Konkret wurde uns unterstellt, dass wir gezielt die Ergebnisse verändern würden, um Dozenten schlechter darzustellen.“
Die mangelnde Anerkennung für den Organisationsaufwand und Vorwürfe wie dieser bewogen die Fachschaft MathPhys, die Durchführung der Evaluationen durch die Fachschaft in der Mathematik abzuschaffen. Für die Physik wird die Fachschaft weiterhin die Bewertung durchführen. „Die jeweilige Lehrperson ist dafür zuständig, die Ergebnisse einer Lehrveranstaltungsbefragung im laufenden Semester den Studierenden vorzustellen und zu diskutieren“, so ist es in der Evaluationsordnung festgehalten. Damit dies weiterhin eingehalten werden kann, wird es eine Evaluation der Lehre geben, dies sei selbstverständlich, wie Frau Kiko vom Qualitätsmanagement erklärt.
Allerdings wird die Evaluation nun von der Zentralen Universitätsverwaltung übernommen werden. Damit ist sie nicht mehr so stark den Bedürfnissen der Studenten angepasst, da die Fachschaften seit dem Sommersemester 2012 ihre Fragebögen mit zusätzlichen fachspezifischen Fragen ergänzen können. Ob das Nachteile nach sich zieht, wird die Zukunft zeigen.
von Monika Witzenberger