Die Verhandlungen um das neue Semesterticket zeigen, wie die landesweite Zusammenarbeit der Studierendenvertreter in Zukunft funktionieren kann
Die engagierten Studenten der Arbeitsgemeinschaft (AG) Semesterticket wollten zunächst ihren Ohren nicht trauen. Mona Wolf, Mannheimer Campusreferentin für das Semesterticket, hatte sie im Fachschaftsbüro in Heidelberg aufgesucht. Sie berichtete, dass dem Mannheimer Arbeitskreis Semesterticket ein Vertragsvorschlag zum Semesterticket vorliegt, der schon in diesem Monat unterzeichnet werden solle. „Diese Frist wäre zu früh gewesen und hätte unsere Zusammenarbeit mit Mannheim unmöglich gemacht“, erklärt Katerina Deike, Mitwirkende in der Heidelberger AG Semesterticket. Dabei ist diese Zusammenarbeit für die anstehenden Verhandlungen um einen neuen Vertrag des Semestertickets mit dem VRN unverzichtbar, wenn der alte Vertrag im nächsten Sommer ausläuft.
Durch die Kooperation mit Mannheim wächst die Argumentationskraft gegenüber dem VRN
Wegen der räumlichen Nähe Heidelbergs zu Mannheim sind die Angebote, die der VRN den Universitäten macht, aufeinander abgestimmt. Damit wären die Heidelberger Studenten bei einem vorzeitigen Vertragsabschluss vor vollendete Tatsachen gestellt worden. „Um uns für die Verhandlungen mit dem Verkehrsverbund gut vorzubereiten, ist es wichtig, dass wir miteinander kooperieren“, sagt Mona Wolf. Je mehr Studenten die Arbeitsgemeinschaften in der Verhandlung des Semestertickets gemeinsam vertreten würden, desto größer sei die Argumentationskraft. Doch zum Glück erreichte Mona, dass die Vertragsunterzeichnung aufgeschoben wurde.
Peter Pahle, der stellvertretende Geschäftsführer des Studentenwerks in Mannheim, erklärt: „Da in Mannheim das Semester schon im Herbst beginnt und der Betrag für die Verwaltungskosten üblicherweise schon neun Monate im Voraus feststehen muss, haben wir die Verhandlungen für das Semesterticket wie immer in den Dezember gelegt.“ Des Weiteren habe sich Pahle darüber gewundert, dass sich weder der VRN, noch die Studenten wie sonst üblich gemeldet haben, um die Verhandlungen zum auslaufenden Semesterticketvertrag aufzunehmen.
Mittels einer Umfrage soll aktuell festgestellt werden, wie das Semesterticket für die Heidelberger Studenten aussehen soll
Nur durch die Aufmerksamkeit des Mannheimer Campusreferats und einer Ausnahme ist es dem Studentenwerk Mannheim nun möglich, die Unterzeichnung zu verschieben: Wegen der Konstituierung des Studierendenparlaments in Mannheim kann die Verzögerung im Verwaltungsapparat der Universität hingenommen werden. Die Heidelberger AG Semesterticket ist erleichtert über diese Entwicklung. Nun haben beide Studentengruppen noch bis zum Verhandlungstermin Ende Januar Zeit, um sich gemeinsam vorzubereiten. Ein zweites Treffen soll noch in den nächsten Wochen stattfinden.
Die Heidelberger AG befindet sich derweil in der Vorbereitungsphase zur Meinungsbildung um das Semesterticket. Ab dieser Woche sind bis zum 22. Dezember alle Studenten aufgerufen, an einer Umfrage teil- zunehmen. Durch sie soll ermittelt werden, wie das neue Semesterticket ab dem Wintersemester 2013/14 aussehen soll. Nur so könne eine zielorientierte Verhandlung mit der VRN geführt werden. Ein Vorschlag, der in der Umfrage zur Abstimmung steht, lautet, dass neben der Abendregelung (kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel im VRN-Gebiet am Wochenende und nach 19 Uhr) auch Studenten mit eigenem Kind umsonst fahren dürfen. Zur Umfrage (noch laufend bis zum 22.12.13) geht es hier: https://uni-heidelberg.evasys.de/evasys/online/. Eine personalisierte TAN wurde allen Studenten per E-Mail zugestellt.
Tatsächlich dreht sich alles um die Frage: Wer zahlt wofür? „Deshalb wollen wir wissen, ob sich die Studenten entweder vorstellen können, dass der Sockelbetrag erhöht wird, den jeder als Verwaltungskosten mit-tragen müsste, oder ob es eine Mehrheit gibt, die sich für eine Erhöhung allein des Ticketpreises ausspricht“, erklärt die Heidelberger studentische Senatorin und Organisatorin der AG Semesterticket Katerina Deike. Nur in der Höhe des Sockelbeitrages können sich auch die beiden Universitäten voneinander unterscheiden. Denn so oder so wird es im nächsten Semester zu einer Preiserhöhung des gesamten VRN-Tickets in Mannheim und Heidelberg kommen. Das hängt mit den wachsenden Strompreisen zusammen, sieht die Mannheimer Studentin Mona ein.
Immer weniger Studenten kaufen das Semesterticket
Trotzdem will Katerina Deike bei der Verhandlung mit der Verkehrsgesellschaft darauf hinweisen, wie stark die Kaufbereitschaft der Studenten mit den stetig gewachsenen Preisen gesunken ist. So nutzten im Wintersemester 2012/13 nur noch 48,9 Prozent das Semesterticket, während es im Wintersemester 2010/2011 noch 61 Prozent der Studenten waren. In dieser Zeit war der Preis von 116,30 auf 141 Euro gestiegen. In wenigen Semestern könnten die Probleme um die Verhandlungen des Semestertickets mit dem VRN jedoch durch eine neue Lösung beseitigt werden: Ein landesweites Semesterticket, für das sich dann die Studierendenvertreter aus den konstituierten Verfassten Studierendenschaften in Mannheim und Heidelberg auf landesweiter Ebene aussprechen könnten. Bis dahin muss es allerdings übergangsweise einen neuen Vertrag mit der VRN geben, in dem hoffentlich Studenten und Verkehrsbetiebe einen fairen Kompromiss aushandeln können
Johanna Mitzschke