Während das Lux Harmonie seinem Ende entgegenblickt, erhalten die Kamera, Gloria und Gloriette einen Zuschuss für neue Technik
Ende des Jahres ist endgültig Schluss: Nachdem Heidelbergs letztes großes Mainstream-Kino – das Lux Harmonie – nach der Kündigung durch die Betreiberfirma Cinestar bereits Ende 2011 erstmals vorübergehend den Spielbetrieb einstellen musste, läuft der Pachtvertrag mit der in Hamburg ansässigen Silva KG aus. Nur dank der Übernahme einer Gesellschaft („Lux Harmonie Heidelberg UG)“, die von den Mitarbeitern gegründet worden war, konnte das Kino in der Hauptstraße für kurze Zeit über Wasser gehalten werden.
Lange war das Lux Harmonie in Heidelberg einer der rentabelsten Standorte der Betreiberkette „Cinestar“ gewesen. Es soll auch am Ende, nach den Angaben des Geschäftsführers Karl-Heinz Belz, noch finanziell zufriedenstellend gelaufen sein. Mit „Fack ju Göhte“ landete das Kino wohl seinen letzten Kassenschlager.
Karl-Heinz Belz sieht wehmütig die Stärke des Kinos in seiner Lage: „Als Kino korrespondieren wir mit den anderen Geschäften der Altstadt. Den Leuten kommt es doch darauf an, dass man vor oder nach dem Kino was essen oder trinken gehen kann.“
Den Standort „Bahnstadt“, in dem frühestens im Sommer 2015 ein großes Multiplex- Kino als Ersatz für das Lux-Harmonie eröffnen soll, bewertet er deshalb eher kritisch. Gerade Kinos in Entwicklungsgebieten hätten in den Anfangsjahren Startschwierigkeiten, glaubt der Geschäftsführer des Lux Harmonie.
Aber selbst wenn man aus dem Potential des Lux Harmonie wieder schöpfen würde, nachdem einige grundlegende Renovierungen vorgenommen worden sind, ist ohnehin von Stadt und Verpächter für das Gebäude seit längerem ein große Textilkaufhaus geplant. Dieses soll dann das Gebäude beziehen, das unter Denkmalschutz steht. Mit dem Auslaufen des Pachtvertrags sollen aber nicht nur Geschäfte, sondern auch Wohnungen, Büros und ein Literaturhaus darin Platz finden.
Wann genau das Lux Harmonie seine Pforten schließt, ist dennoch ungewiss. „Theoretisch wäre ein Kinobetrieb noch bis März nächsten Jahres denkbar“, so Karl-Heinz Belz. „Der genaue Zeitpunkt der Schließung hängt vor allem davon ab, wie viele mit unserer Technik kompatible Filme uns von den Verleiherfirmen noch zur Verfügung gestellt werden. “
Denn statt analog auf Filmrollen würden Filme heute mehr und mehr digital auf Festplatten gespeichert. Für eine dringend nötige Umrüstung des Kinos durch Anschaffung neuer Computer und Projektoren müssten mehrere zehntausend Euro investiert werden.
Mit „Catching Fire – Die Tribute von Panem 2“ hat aus diesem Grund dem Kino kürzlich der erste große Blockbuster abgesagt – wegen des Mangels technischer Abspielmöglichkeiten.
Vor dem gleichen Problem stand auch die Betreiberin der Kinos Gloria, Gloriette und Kamera, Inge Mauerer-Klesel . Auch ihnen drohte infolge überholter Technik auf lange Hinsicht die Schließung.
Doch mit der Gewährung eines lange diskutierten, einmaligen Zuschusses von 50 000 Euro scheint sich die Stadt der allgemeinen Überzeugung anzuschließen, das der kulturelle Wert der Kinos für die Altstadt bedeutend sei. Diese Finanzspritze ermöglicht die Digitalisierung der drei Kinos Gloria, Gloriette und Kamera, die etwa 200 000 Euro insgesamt kosten wird. „Mit dem Gloria hätte eines der ältesten Kinos in ganz Deutschland geschlossen werden müssen, das seit 30 Jahren jährlich für sein gutes Programm ausgezeichnet wird. Dazu kommt die ideale Lage mitten im Geschehen“, erklärt Inge Mauerer-Klesel die Entscheidung. Sie sieht den Fortbestand der drei Kinos in Heidelberg so vorerst optimistisch.
von Sarah Shedid