1 von 5 rupis: Auch nach mehrmaligem Hören fällt es mir schwer etwas zu Maximo Parks fünftem Studioalbum „Too Much Information“ zu schreiben. Nicht, dass es per se schlecht wäre. Nicht, dass sich nicht der ein oder andere Ohrwurm eingeschlichen hätte. Nicht, dass ich bei der ein oder anderen Stelle mitfiebere („Leave this Island“), mitwippe („Her Name was Audre“) oder in Träumereien verfalle („Midnight on the Hill“). Aber dem Album fehlt einfach der rote Faden.
Der Opener „Give, Get, Take“ ist kein schlechter Anfang für Freunde elektronisch angehauchter Indie-Musik. Der Album-Einstieg ist keine Liebe auf den ersten Schlag, entpuppt sich aber nach mehrmaligem Hören zu einem tanzbaren Ohrwurm. In ähnlichem Stil geht es mit „Brain Cells“ weiter. Die 80er lassen fröhlich grüßen, das stört auch nicht weiter, im Gegenteil, es gefällt. Synthetisch-melancholisch kommt die Band aus Newcastle daher, dieser Einschlag verleiht den ersten Songs des Albums etwas mehr Tiefe und überrascht positiv. Ein unnötiger Bruch stellt sich dann aber mit dem Track „My Bloody Mind“ ein. Gitarren-Britrock-Geschrammel, eingängig, tanzbar – aber als wäre es von einer anderen Band geschrieben. Gänzlich deplatziert wirkt dieses Lied in der Mitte des Albums und ruiniert die Atmosphäre, die der Anfang des Albums geschaffen hat. Es folgen gitarrenlastige, schnelle und rockige Nummern, manchmal gelungen rhytmisch („Drinking Martinis“), manchmal etwas uninspiriert. Insgesamt ist es ein deutlicher Bruch im Album, es zerfällt in zwei unkompatible Hälften, die den Hörer ratlos zurücklassen. Unerträglich dann vor allem das Ende: „Where are we going?“ hätte einfach nicht sein müssen. Dieser kitschige Ausklang mit Akkustikgitarre und Gruppengesang, dieser traurige Abgesang auf das Sterben einer Liebe – passt weder zum Anfang, noch zur Mitte. Zwar stellt Sänger Paul Smith auch an das Ende des ersten Liedes die Frage „Where are we going from here?“. Doch ist es an dieser Stelle noch eine Verheißung auf das, was kommt. Diese Verheißung, die „Give, Get, Take“ gibt, bricht nicht nur das letzte Stück, sondern das ganze Album. Das das letzte Lied im Titel das erste aufgreift würde in einem in sich runden Album einen Kreis schließen. Hier ist das nicht der Fall: Das Album endet mit der Zeile „You don’t know where we’re going“, welche gleichzeitig und zynisch ausgedrückt das Fazit einer knappen dreiviertel Stunde Musik ist. Was will dieses Album sein? Es könnte eine melancholisch-sehnsüchtige Hommage an Synthiepop und New Wave sein. Es könnte eine solide Indie-Rock Platte von der Insel sein, nicht überraschend aber auch nicht enttäuschend. Es könnte Geschichten vom Reisen, Fernweh und Einsamkeit erzählen. Alles reißt es an, nichts führt es zu Ende.
Gute Lieder verlieren sich in der Konzeptlosigkeit. Maximo Park hätte gut daran getan, sich für eine Art von Musik zu entscheiden, dem Album eine Richtung zu geben. Es bleibt ein Gefühl der Ratlosigkeit, im Rückblick passt nichts wirklich zusammen und klingt dadurch auf diffuse Art und Weise gleich.
Spielzeit: 35:31
Hören zum: Aufstehen
Anspieltipps: “Give, Get, Take“, „Leave This Island“
Das Album wurde am 31.01.2014 veröffentlicht.
von Madalina Draghici