Seit dem 26. April findet in Heidelberg, Mannheim und umliegenden Orten bis zum bis 31. Mai das Festival Latino statt. Dabei haben die Besucher Gelegenheit Süd- und Mittelamerika in seiner ganzen geographischen wie kulturellen Vielfalt kennenzulernen.
Nichts verbindet man mehr mit Argentinien als den Tango Argentino. Da ist es ganz klar, dass der Tanz schlechthin eines der größten Länder Südamerikas, der gerade auch hierzulande im Trend ist, beim Festival eine große Rolle spielt. Es finden allein drei Milongas (Tangotanzabende) während des Festivals statt. Der interessanteste ist bereits am kommenden Sonntag, nicht in Heidelberg oder Mannheim selbst, sondern in Edingen-Neckarhausen am Samstag, 10. Mai. Dort wird live eine südamerikanische Tangoband, das Buenos-Aires-Tango-Ensemble im Anna-Bender-Saal spielen. Die Gruppe besteht aus drei Argentiniern und einem Chilenen und wird klassische und traditionelle Tango-Hits präsentieren. Ob diese Band ihrem Namen gerecht wird und Buenos Aires nach Edingen-Neckarhausen holt, werden wir vor Ort selbst überprüfen und davon im Anschluss berichten.
Das Festival hat natürlich nicht nur Tango zu bieten. Neben vielen Ausstellungen gibt es im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien den wichtigen Workshop „Fair am Ball bleiben“. Darin werden Schüler der 3. bis 10. Klasse für eine der Schattenseiten der Sportindustrie sensibilisiert: Die oftmals desolaten Arbeitsbedingungen derer, die Bälle, Trikots und Schuhe in anderen Ländern jenseits von allen westlichen Arbeitnehmerschutzbestimmungen für einen sehr niedrigen Lohn herstellen müssen. So möchten die Veranstalter Kinder und Jugendliche für einen nachhaltigen Konsum sensibilisieren.
Das Nationaltheater Mannheim nimmt durch verschiedene Aufführungen ebenfalls am Festival Latino teil. Am 4. Juni wird das Improvisationsstück „Der ganze Himmel über der Erde“ aufgeführt, in dem das Wendy-Syndrom thematisiert wird. Das Syndrom schreibt man Frauen zu, die ihren Partner zu sehr bemuttern, aus Angst verlassen zu werden. Das daraus entstehende Abhängigkeitsverhältnis und die Depression bringt Angelica Liddell in ihrem Monolog zur Sprache. Sie sucht nach dem Glück, missgönnt es aber anderen. Unterstützt wird sie dabei von spanischen und norwegischen Performern.
Ein weiteres Highlight ist das Cine Latino: Vom 16. bis 25. Mai sind jeden Tag ein großes Spektrum südamerikanischer Filmkunst im Heidelberger Karlstorkino und Mannheimer Cinema Quadrat zu sehen. Ein der Highlight ist der Film „Gloria“ am 16. Mai. Eine 50-jährige Frau voller Lebensfreude, jedoch alleine, verliebt sich auf einer Single-Party in einen älteren Mann. Schnell gibt es jedoch Schwierigkeiten: Chiles politische Vergangenheit holt ihn ein und mit seiner Familie liegt einiges im Argen. Bei der Berlinale 2013 wurde der Film mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet und war einer der Kassenschlager.
Kubanische Schwermut verbreitet der Film „Una Noche – Eine Nacht in Havanna“. Die Zwillingsbrüder Raul und Ellio leben in Havanna, möchten aber unbedingt nach Florida. Dafür bauen sie ein Floß aus Autoreifen und Brettern und wollen diese Reise über das Meer antreten. Begleitet werden sie von ihrer Freundin Lila. Wer wissen will, wie dieses Unterfangen ausgeht, hat dazu 16. und 18. Mai Gelegenheit.
Wer sich lieber einen Dokumentarfilm ansehen will, dem sei „Wenn das Land zu Ware wird“ ans Herz gelegt. Bedrückend wird dargestellt, wie in Südmexiko indigene Gemeinden durch Tourismus, Umsiedlungen, Monokulturen und Repression zerschlagen werden. Die indigenen Gemeinden versorgen sich bis heute selbst mit Nahrungsmitteln und leben im Einklang mit der Natur. Ihr Land gerät jedoch ins Visier von Großinvestoren.Wer auch wissen will, welche Rolle dabei die Konsumenten in Nordmexiko spielen, sollte diesen Film am 18. Mai nicht verpassen.
Über das gesamte Festival kann man sich hier informieren: festivallatino.de
von Ziad-Emanuel Farag