Die Uni lässt die Verträge von 18 Reinigungskräften im Sommer auslaufen. Sie will stattdessen vermehrt auf „Fremdreinigung“ setzen. In den Instituten dürfte es bald dreckiger werden.
Die Atmosphäre im vollbesetzten Hörsaal der Heuscheuer ist angespannt:
„Sie wissen das schon viel länger“,
„Ich habe eine Familie mit drei Kindern“,
„Wir sind fast alle 50 – wo sollen wir hin?“
Nahezu alle Reinigungskräfte der Universität sind gekommen und lassen ihren Emotionen freien Lauf. Am zehnten April informierte die Universitätsverwaltung darüber, dass sie die bislang befristeten Arbeitsverhältnisse von 18 Reinigungskräften im Sommer nicht verlängern wird. Nach einmaliger Befristung hätten diese nun einen unbefristeten Vertrag erhalten müssen. Im nächsten Jahr wird sieben weitere Reinigungskräfte das gleiche Schicksal ereilen.
Auf einer Teilpersonalversammlung informierte der Personalrat der Uni in der letzten Woche die Reinigungskräfte über die anstehenden Maßnahmen. Der Personalrat ist die Vertretung aller Beschäftigten der Uni und vertritt ihre Interessen gegenüber der Verwaltung. Der Vorsitzende Hermino Katzenstein zeigt sich besonders echauffiert darüber, dass die Uni im März noch sieben Reinigungskräfte einstellte. So signalisierte sie den Angestellten, ihr Arbeitsplatz sei sicher. Doch wenige Wochen später kam die Hiobsbotschaft für gut ein Fünftel der 114 Reinigungskräfte. „Das ist eine Riesensauerei“, schimpft Katzenstein und erntet dafür großen Applaus.
Anschließend nimmt Senni Hundt, Personaldezernentin und Vertretung für
Uni-Kanzlerin Angela Kalous, Stellung. Mit der bedächtigen Art einer Verwalterin schafft sie es die aufgeheizten Gemüter etwas zu beruhigen:
„Ich kann ihre persönliche Situation absolut nachvollziehen.“
[box type=“info“ align=“aligncenter“ ]Der Hintergrund für die Entscheidung sei die sich verschlechternde Finanzlage der Universität. Seit 1997 habe sich das Budget nicht mehr verändert und Anfang April erhielt man negative Nachrichten aus den Solidarpaktverhandlungen mit der Landesregierung. „Langsam stehen wir da an der Wand“, ergänzt Finanzdezernent Tim Krützfeldt. Vor allem die wachsenden Energiekosten strapazieren den Haushalt.[/box]
„Wir sind ja eine Exzellenz-Uni“
Selbst Hundt kann sich den Spott nicht sparen. Bei den Reinigungskräften sieht das Rektorat noch Einsparungspotential. Denn die freiwerdenden Stellen werden durch sogenannte „Fremdreinigung“ ersetzt. Die Uni vergibt Aufträge an lokale Reinigungsfirmen, die zu deutlich günstigeren Konditionen arbeiten. Derzeit sind knapp die Hälfte der Reinigungskräfte Fremdreiniger.
Der Landesrechnungshof hat schon seit Langem eine komplette Umstellung angemahnt. Die Universität würde dadurch gut eine Million Euro einsparen. „Die Eigenreinigung ist eigentlich viel zu teuer“, macht Hundt deutlich. Doch die Konsequenzen einer solchen Maßnahme wären verheerend. Zum einen zahlen Fremdreinigungsfirmen einen geringeren Lohn als die Uni, zum anderen würde die Qualität der Reinigung deutlich sinken. Die Reinigungskräfte dort stünden unter enormen Zeitdruck, berichtet Katzenstein. Ein Mitarbeiter des Anglistischen Seminars ergänzt, dass es vor ein paar Jahren schon einmal Fremdreinigung in seinem Institut gab: Teilweise mussten die Mitarbeiter die Toiletten selbst putzen, weil es die Reinigungskräfte nicht taten.
Eine endgültige Entscheidung über die komplette Umstellung auf Fremdreinigung sei zwar noch nicht gefallen, aber Personaldezernentin Hundt stellt schon einmal klar:
„Sollte die Fremdreinigung kommen, wird es einen sozialverträglichen Übergang geben.“
Zudem verspricht sie keine Kündigungen der unbefristeten Arbeitsverhältnisse. Die Umstellung ist also nur noch eine Frage der Zeit. Im Moment laufen im Rektorat die Planungen für den Haushalt 2015, die im Herbst abgeschlossen sein dürften. Die Reinigung der Uni scheint dabei zweitrangig – solange die Alte Aula sauber bleibt, versteht sich.
von Michael Graupner
Lieber Ruprecht,
gerade wollte ich euch wegen dieser Geschichte schreiben, aber ihr wart schon schneller. Auch im URZ im Neuenheimer Feld wird nach Aussage eines Putzmannes kein Vertrag verlängert.