Sobald man bei Google „Vidipedia“ eingibt, spuckt die Suchmaschine eine deutschsprachige und englischsprachige Seite mit demselben Namen aus. Die Idee, Wissen nicht in Worten, sondern durch Farbe und Ton kostenlos zu vermitteln, ist nicht neu. Allerdings gab es bis vor kurzem noch keine deutschsprachige Variante. Diese wurde von Bayreuther Studenten als Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen. Platz eins bei der Google-Anfrage verspricht schon Einiges, aber was steckt tatsächlich dahinter?
Die Titelseite der Vidipedia ist intuitiv aufgebaut: Links die Navigation, zwei große Buttons mit den Optionen „Frage stellen“ oder „Video hochladen“. Darunter aktuelle Videos und Fragen. Ganz oben auf der Seite gibt es noch direkte Links zu Kategorien, Videos und Fragen. Soweit idiotensicher. Darunter findet man einen kleinen Abschnitt der das Prinzip der Seite mit vielen Zitaten erklärt. Die dazu geschalteten Bilder – eine falsch zugeschnittener Kopie des offenbar erhaltenen Innovationspreises Mittelstand 2014 und ein Einstein-Cartoon – lassen allerdings an der Seriosität der Seite Zweifel aufkommen.
Trotz des kleinen Designfehlers schauen wir uns weiter um und kommen zum eigentlichen Inhalt der Seite: den Videos. Insgesamt macht das Angebot der Seite 3542 Videos in Kategorien wie Politik, Naturwissenschaften, Medizin oder Kultur aus. Mit Abstand die meisten Videos gibt es im Bereich Naturwissenschaften. Unterkategorien zum jeweiligen Thema machen die Suche noch leichter. Bewertungen der jeweiligen Autoren helfen zudem mit etwas Glück jemanden zu finden, der auch hochkomplizierte Themen anschaulich erklären kann. Von „Diagonalisieren von Matrizen“ über „Fakten zur Europawahl“ bis zu „Wie sagt man ,ich liebe dich‘ auf Chinesisch“ ist viel dabei. Doch bald fällt auf, dass viele der angelegten Unterkategorien leer sind. Hier ist definitiv noch Ausbaubedarf vorhanden.
Die Qualität der Videos selbst ist von amateurhaft bis zu sehr gekonnt. Als „Unterrichtsmaterialien“ wird alles benutzt, was man sich vorstellen kann: man selbst, die Tafel, Animationsprogramme oder noch Kreativeres. Das Ganze läuft nach dem „Pay what you want“-Prinzip. Je nachdem wie gut die Videos der eigenen Meinung nach sind, kann man den Autor auf freiwilliger Basis entlohnen. Dafür ist auch gleich ein „Jetzt Autor entlohnen“ und oft die Website des Autors angegeben. Falls ein Thema noch nicht erklärt wurde, gibt es die „Frage stellen“-Option. Vielleicht findet sich jemand der auf gepostete Fragen ein verständliches Video erstellen möchte.
Überflüssiger Schnick-Schnack oder Werbung, die die Übersichtlichkeit stören würden, gibt es kaum. Allerdings ist die Navigation in den Kategorien nicht immer intuitiv. Nach ein paar Versuchen funktioniert das aber auch reibungslos.
Insgesamt eine sehr nützliche Website für Leute, die sich Wissen ungern durch Lesen aneignen. Ein paar Schönheits- und Bedienungsfehler sind noch zu finden, aber im Großen und Ganzen ist die Vidipedia nur zu empfehlen. Mit mehr Benutzern werden vielleicht auch noch die leeren Unterkategorien gefüllt.
von Monika Witzenberger