Die „Eels“ präsentieren ihr neues Album „The Cautionary Tales of Mark Oliver Everett“. Zwar überzeugen die Texte, musikalisch tritt die Platte jedoch auf der Stelle.
Mark Oliver Everett, Sänger, Frontmann, Kopf und Seele der US-amerikanischen Band „Eels“, hat uns seine Geschichte zu erzählen. Im elften Studioalbum der Band öffnet er sein Herz und heißt alle, die eintreten wollen, willkommen. Wir begegnen einem Mann, der auf die emotionalen Höhen und Tiefen seines Lebens zurückblickt. Dabei bewegt er sich zwischen familiärer Zerrüttung und Erschütterung, Tod. Er erhebt Vorwürfe gegen andere, sowie gegen sich selbst. Bis er schließlich zu der Erkenntnis gelangt, dass er, wie er singt, seine Vergangenheit bewältigen muss, anstatt sich von ihr niederschlagen zu lassen und die Fehler seiner Jugend nicht wiederholen darf („Mistakes of my youth“).
Nun drängt sich die Frage auf: Weshalb veröffentlicht ein gestandener Mann wie Mark Everett ein Album, in dem er dem Zuhörer mit brutaler Ehrlichkeit verblüffend intime Einblicke in sein Privatleben gewährt? Ganz einfach: Aus seiner Sicht ist authentisch nur, was ehrlich ist. Everett will Bewusstsein und Perspektive schaffen für jene, die vergleichbare emotionale Extreme durchwandern und bewältigen mussten oder müssen. Man kann nicht nur aus eigenen, sondern auch aus den Erfahrungen und Fehlern anderer lernen. Und genau diese Möglichkeit will er seinen Zuhörern eröffnen. Denn seine Geschichten sind, wie er es nennt, Warnungen, die uns alle betreffen können.
Diese Botschaft versteht jedoch nur, wer ganz genau hinhört. Denn die dunklen Geschichten spiegeln sich vor allem in den Texten, die Everett mit seiner rauen, vom Leben gezeichneten Stimme singt. Musikalisch hingegen bewegt sich das Album in verträumter Harmonie. Das für die „Eels“ so typische von Glockenspielmotiven begleitete Gitarrenzupfen wird diesmal in süß-sanften Orchesterklang gebettet. Diese Verbindung brutal ehrlicher Texte mit melancholisch warmer Musik erweckt den Eindruck, Everett hätte Frieden mit seiner Vergangenheit geschlossen.
Jedoch arbeitet die Band wiederholt mit den gleichen musikalischen Mitteln und verlässt den gemütlich wohligen Klangpfad nur an wenigen Stellen („Dead Reckoning“, „Answers“). Was die Songs im Einzelnen zwar gut, in ihrer Gesamtheit aber etwas eindimensional und ohne großen Wiedererkennungswert werden lässt. Im Ohr bleibt wenig Neues. Der durch die Texte entwickelte Spannungsbogen findet sich in der Musik nicht wieder.
Alles in allem bekommt, wer sich darauf einlässt, also ein auf textlicher Ebene durchaus bemerkenswertes, musikalisch angenehmes, aber leider unspektakuläres Album zu hören. Wer jedoch nach der für die „Eels“ auch typische Coolness und Gelassenheit oder auch Zerrissenheit, Klanggewalt und Härte Ausschau hält, tut dies leider vergeblich.
von Christina Deinsberger