Vom 21. bis zum 25. Mai fanden die Heidelberger Literaturtage statt und feierten ihr 20-jähriges Jubiläum. Das Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz lieferte dazu ein wundervolles Ambiente.
20 Veranstaltungen und 21 Autoren konnten dieses Jahr bei den Heidelberger Literaturtagen besucht werden. Eröffnet wurde das Festival durch Oberbürgermeister Eckart Würzner und Verleger Manfred Metzner, welcher wie üblich Germanistik-Studenten auf den Veranstaltungen einen Einblick in die Verlagsarbeit ermöglichte. Anschließend folgte gleich zu Beginn der Literaturtage einer der Höhepunkte des Festivals. Der preisgekrönte Kolumnist Harald Martenstein begeisterte die Zuhörer mit seinen besten Kolumnen. Mit sehr viel Charme nahm er seine Zuhörer mit in seine Beobachtungen des Alltags und dessen ironischen Überlegungen. Es war ein großes Vergnügen ihm zuzuhören. Und das ein oder andere Schmunzeln konnte selbst er bei seinen humorvollen Anekdoten über das deutsche Bildungssystem und die Jugendsprache seines Sohnes nicht unterdrücken.
Neben den Lesungen von Katja Lange-Müller, Heinrich Steinfest und einem wundervollen Kinderprogramm begann am Freitag auch Wilhelm Genazino seine Veranstaltungsreihe in Heidelberg. Dieser las anlässlich der Heidelberger Poetikdozentur aus seinem Buch „Die Liebesblödigkeit“. Das Buch handelt von einem Mann von 52 Jahren, einem Apokalypse-Spezialist und Liebhaber zweier Frauen, der glaubt, sich angesichts des heraufziehenden Alters zwischen beiden entscheiden zu müssen. In dem Glauben, Ordnung zu schaffen, stiftet er immer weiter Unfrieden in seinem Leben. Wie sein Schicksal zu Ende geht, verriet Genaziono allerdings nicht.
Ein echter Geheimtipp war allerdings die Abschlussveranstaltung von Volker Weidemann, der sein Buch „Ostende“ vorstellte. Weidemann, der in Heidelberg und Berlin Politik und Germanistik studierte, ist Feuilletonchef bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und erhielt den Kurt-Tucholsky-Preis. Sein Roman über die Freundschaft der Schriftsteller Roth und Zweig ist ein Lesegenuss für jeden Literaturfreund. Auch wenn der Stil etwas an Florian Illies Werk „1913“ erinnert, springt die Begeisterung die Weidemann für die Beziehung der beiden Schriftsteller hegt auf den Leser über. Gut recherchiert und mit, nach seinen Angaben, zehn Prozent Phantasie, schildert er Begegnungen der großen Literaten kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges.
von Maren Kaps