Die rot-grüne Landesregierung plant die Umstellung des Lehramts vom Staatsexamen ins Bachelor-Master-System. Sie soll bis zum Wintersemester 2015/16 abgeschlossen sein.
Die grün-rote Landesregierung hat es im Dezember durch ein Eckpunktepapier öffentlich gemacht, jetzt laufen fieberhafte Vorbereitungen an den Universitäten: Die Umstellung auf das Bachelor-Master-System im Lehramt steht kurz bevor. Zum Wintersemester 2015/16 ist es dann soweit. Bis dahin muss aber noch viel getan werden. Beatrix Busse, Prorektorin für Studium und Lehre an der Uni Heidelberg, spricht von einem „ambitionierten Plan“. Und der ist auch nötig, da für nicht weniger als 13 Prozent der Studierenden in Heidelberg bis zum Wintersemester 2015/16 ein neuer Studiengang organisiert werden muss.
Zuständig für die Umsetzung in Heidelberg ist eine sogenannte „Steuerungsgruppe“. Sie besteht aus Vertretern sowohl der Pädagogischen Hochschule, als auch der Universität und den jeweiligen Studierenden. Mit Hilfe von Werkstätten und Schreibteams arbeitet diese seit Dezember an zwei parallelen Prozessen, die unter dem Namen „heidEDUCATION“ zusammengefasst sind: der Umstellung auf Bachelor und Master einerseits und der Antragsschreibung „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ andererseits. Für letzteres stehen allein in Baden-Württemberg 63 Millionen Euro zur Verfügung. Bei einer erfolgreichen Bewerbung wird das Geld entsprechenden Universitäten zugeteilt. Das aber erzeugt eine Konkurrenzsituation um Fördergelder. Alle Überlegungen zur Umsetzung der Lehramtsreform sind deswegen geheim. Bisherige Konzepte sind aus diesem Grund nicht an Studierende und Fakultäten weitergegeben worden. Fabian Kunz vom Arbeitskreis Lehramt des Studierendenrates kritisierte die Geheimhaltung, die nicht unbedingt förderlich für eine bestmögliche Umsetzung der Reform ist: „Man kann auch öffentlich konkurrieren.“
Im Mai teilte die Steuerungsgruppe erstmals mit einem Begleitpapier zu den Grundsätzen zur Umsetzung der Reform der Lehrerbildung den aktuellen Planungsstand mit. Gleichzeitig gab sie damit den Startschuss an die Fakultäten zur Umstellung. Und das nicht zu früh. Bis Oktober dieses Jahres sollen die Entwürfe der neuen Studiengänge, zum Beispiel die Änderung der Prüfungsordnung, vorliegen. „Man will genau zu diesem Zeitpunkt ein politischen Resultat vorlegen können, deswegen verläuft die Umstellung in diesem Tempo“, sagt Beatrix Busse.
Was ändert sich nun allgemein, aber auch speziell in Heidelberg? Für die Bachelorphase ist ein von Universität und Pädagogischer Hochschule jeweils eigenverantwortlich gestalteter polyvalenter Fachbachelor in Form eines 50-50-Abschlusses geplant. Anschließend folgt ein von PH und Uni gemeinsam getragener Master of Education für das Lehramt Sekundarstufe 1 und das Lehramt Gymnasium. Die im Bachelor gegebene Polyvalenz soll es Studierenden ermöglichen, in einen anderen Master wechseln zu können. Der Nachteil davon ist, dass die Bildungswissenschaften anfangs vernachlässigt werden und im Master nachgeholt werden müssen. Das gilt auch für das Schulpraxis-Semester, das bisher im 5. Semester absolviert wurde und als Orientierungspunkt für Lehramtsstudierende galt. Jetzt im 9. Semester geplant, entfällt der Orientierungscharakter.
Zusätzlich soll ein Assessment am Übergang vom Bachelor zum Master eingeführt werden. Das birgt zwei Problempunkte: Zum einen können Studenten „die geeignet sind, rausgekickt werden“, meint Henrike Arnold, ebenfalls vom Arbeitskreis Lehramt des StuRa. Schließlich macht Fachwissen, das hauptsächlich im Bachelor vermittelt wird, noch keinen guten Lehrer aus. Zum anderen müssen finanzneutrale Ressourcen mobilisiert werden, um nicht nur wie bisher die Zulassungsarbeit zu korrigieren, sondern Master- und Bachelorarbeiten zu bewerten und das Assessment durchzuführen. „Wir haben versucht, unsere Belange und was wir uns für Heidelberg vorstellen, im Ministerium durchzubringen. In vielen Dingen waren wir erfolgreich“, betont Beatrix Busse.
Ein Beispiel wäre die Anhebung der Credit Points für die Masterarbeit von 9 auf 13 Punkte. Eine große Herausforderung wird es sein, alle Lehramtsinhalte in die neue Form zu pressen und in der Regelstudienzeit studierbar zu machen. Das und viele halbfertige Baustellen müssen möglichst schnell abgearbeitet werden. Trotz Fortschritten bei der Planung gibt es erheblichen Unmut unter den Studierenden. Nicht nur über die Umstellung als solche, sondern auch über den Informationsfluss innerhalb der Universität. „Man hätte noch proaktiver Veranstaltungen bewerben können“, meint Fabian Kunz. Termine der Werkstätten, bei denen ausdrücklich Studierende beteiligt sein sollten, seien nicht weitergegeben worden und Informationen liefen nur über vereinzelte E-Mail-Verteiler.
Trotz allem: „Wir sind gut in der Steuerungsgruppe miteinbezogen“, sagt Kunz. Aber um die Grundstimmung zu reflektieren, wird der Arbeitskreis Lehramt einen Unterschriftenliste gegen die Umstellung auf Bachelor und Master organisieren, was „leider, eher symbolisch“ zu sehen sei.
von Monika Witzenberger