Der Verein „Vegan in Heidelberg“ setzt sich für eine vegane Lebensweise ein. Er tut das ohne Feuer und Schwert, aber mit viel Begeisterung.
Wer kennt diese Situation nicht? Eine gemütliche Runde. Es wird gegessen und geredet und plötzlich meint jemand: „Ich kann das nicht essen, ich bin Vegetarier!“ Schiefe Blicke, erstauntes Schweigen und dann die ersten Fragen. „Warum bist Du Vegetarier?“ „Wegen der Tiere?“ „Schmeckt Dir Fleisch nicht?“
Die ganze Situation kann aber auch genau anders herum sein. So zum Beispiel beim Stammtisch des Vereins „Vegan in Heidelberg“, der jeden ersten Donnerstag im Monat im veganerfreundlichen Restaurant „Red“ in der Poststraße stattfindet. Wer hier Fleisch und Milchprodukte isst, erntet schiefe Blicke, dann erstauntes Schweigen und die ersten Fragen. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, Veganer zu werden? Was wäre ein Grund für dich, Veganer zu werden?
„Wir wollen nicht auf der Vorwurfsschiene kommen, sondern den Menschen die Hand reichen“, sagt Janin Villhauer, die zweite Vorstandsvorsitzende des Vereins. Mit Aktionen wie dem monatlichen veganen Stammtisch, „Bake Sales“, veganen Brunches oder Ständen beim Lebendigen Neckar, will der Verein die vegane Lebensweise unter die Menschen bringen. Schließlich ist Veganismus „eine immer größer werdende Bewegung.“
Was am Stammtisch sofort auffällt ist, dass mit Vorurteilen über Veganer aufgeräumt werden muss. Die Teilnehmer sind definitiv keine dürren, blassen Menschen, die mit missionarischem Eifer ihre Lebensweise verbreiten, sondern eine bunte Mischung aller Altersklassen, Professionen und Interessen. „Das, was alle eint, die zum Stammtisch kommen: Sie interessieren sich für veganes Essen und die vegane Lebensweise. So bunt gemischt wie die Menschen, die sich einmal im Monat treffen, sind auch die Themen. Und am Ende jedes Stammtisches stellt man fest: Das war ein richtig netter Abend“, sagt Villhauer.
Der bislang bestbesuchte Stammtisch fand diesen März mit knapp 60 Teilnehmern statt. „Da sind viele Leute, die ich noch nie gesehen habe“, erzählt eine Stammtisch-Veteranin lachend. Die Idee einen veganen Stammtisch zu organisieren, kam 2011 auf. Immer mehr Teilnehmer stießen dazu. Im März 2012 wurde der Verein „Vegan in Heidelberg“ gegründet. „Es war ein notwendiger Schritt, um unser Engagement hier in Heidelberg weiter ausbauen zu können.“ Es gehe darum, andere Menschen für die vegane Lebensweise zu begeistern und Hilfestellung beim Umsteigen, beziehungsweise Ausprobieren zu geben. „Außerdem wollen wir uns hier in Heidelberg dafür einsetzen, dass das vegane kulinarische Angebot weiter wächst.“ Bisher stünden andere Gastronomen dem Vorschlag, ihr Angebot um vegane Alternativen zu erweitern, jedoch eher skeptisch gegenüber.
Aber warum sollte man sich jetzt dazu entschließen, Veganer zu werden? Milchprodukte seien für alle schlecht – für Mensch, Tier und Umwelt, sagen einige Teilnehmer des Stammtisches. „Ich verlange nicht, dass alle Veganer werden, allerdings sollte man sich bewusster ernähren und über die Hintergründe informieren.“ In den nächsten Wochen geht die kostenlose Vereins-App „Vegan in HD“ online. Mit ihr kann man veganerfreundliche oder vegane Restaurants und Supermärkte finden. Beiträge des Vereinsblogs und der Facebook-Gruppe sind darin genauso integriert wie Google Maps.
Leicht ist der Übergang zum Veganer nicht. Aber dazu kann Janin einen Tipp geben: „Es ist ein Prozess und nicht von heute auf morgen. Was das Kochen angeht: Ausprobieren und sich nicht entmutigen lassen! Es dauert eine Weile bis man seinen Favoriten gefunden hat.“
Egal ob das der vegane Döner, Cashewkäse, Seitanburger oder etwas ganz anderes ist. Eine Möglichkeit, sich selbst mit veganen Produkten zu versorgen, bietet der Weststadtmarkt am Wilhelmsplatz. Samstags zwischen 10 und 14 Uhr können an den vielen Ständen vegane Käse- und Fleisch-Alternativen ausprobiert und gekauft werden. Ein Geheimtipp unter Veganern ist die milchfreie und original schmeckende Schokolade Vego.
von Monika Witzenberger