Die Theatergruppe „Vogelfrei“ des Germanistischen Seminars inszeniert dieses Jahr den „gestiefelten Kater“ nach Ludwig Tieck. Das Stück verbindet Humor mit gesellschaftlichen Themen – und gibt dem Zuschauer das Gefühl, Teil des Stücks zu sein.
„Wir wollen nichts von Anfängern wissen – wollen wir doch ein geschmackvolles Stück sehen – ein geschmackvolles Stück!“, heißt es im Prolog. Das ist den Schauspielern von Vogelfrei gelungen. Die Theatergruppe des germanistischen Seminars inszeniert dieses Jahr den gestiefelten Kater von Ludwig Tieck. Ihre Interpretation ist frei und lebendig, das Schauspiel professionell. Mit einfachen Requisiten schaffen es die Akteure, beim Zuschauer für Kurzweil zu sorgen.
Im Stück wird zwischen drei Brüdern die Erbschaft verteilt, der Jüngste bekommt nur den Kater der Familie, während die beiden älteren Brüder sich das Pferd und den Ochsen sichern. Als der Kater anfängt zu sprechen, soll die Erbschaft für den jüngsten Bruder ein Glücksfall werden. Im Tausch gegen ein paar Stiefel verspricht der Kater seinem Besitzer zu helfen.
[slideshow_deploy id=’5262′]
FOTOSTRECKE Der gestiefelte Kater. Alle Fotos von Christina Bauernfeind.
Regelmäßig wechseln sich ernste mit lustigen Szenen ab und bei allem Humor im Stück stellt es auch große gesellschaftliche Fragen, etwa nach der Gerechtigkeit der Erbschaft, oder nach dem idealen Wesen eines Herrschers. Zudem kann das Stück als eine Kritik am Publikum betrachtet werden. Ludwig Tieck verarbeitete in dem Stück das Märchen des gestiefelten Katers, welches von den Brüdern Grimm aufgeschrieben wurde. Erstmals erschien es 1797, wurde jedoch erst 1844 aufgeführt. Damals stieß es auf Unverständnis im Publikum, ein Erfolg wurde es erst später.
Auch in der Inszenierung der Theatergruppe Vogelfrei ist sich der Zuschauer nicht sicher, ob er nur beobachtet oder mitspielt. Dabei geben sich die Schauspieler bescheiden: „Dass ich nicht wüsste; ich wollte nur den Versuch machen, Sie alle in die entferntesten Erfindungen Ihrer Kinderjahre zurückzuversetzen, dass Sie dadurch das dargestellte Märchen empfunden hätten, ohne doch für etwas Wichtigeres zu halten, als es sein sollte“, heißt es im Epilog. Der gestiefelte Kater ist eine sehr gelungene Inszenierung des Theaters Vogelfrei: Der Zuschauer wird nicht nur bestens unterhalten, am liebsten will er aufstehen und mitspielen!
[box type=“shadow“ ]“Der gestiefelte Kater“ wird im Garten der Karlstraße 2 aufgeführt. Die Spieltermine sind: Freitag, 27. Juni, Samstag, 28. Juni, Mittwoch, 2. Juli, Donnerstag, 3. Juli, Samstag, 5. Juli, und Donnerstag, 10. Juli. Ersatztermin: Freitag, 11. Juli. Reservierungen unter vogelfrei.in-hd.de[/box]
von Dominik Waibel