Sinti und Roma sind nach wie vor häufig Vorurteilen ausgesetzt. Eine Studie untersucht nun ihr Auftreten in den Medien (siehe Interview).
Grillsauce nach „Zigeunerart“. Darf man das überhaupt noch sagen? Ist das antiziganistisch? Nach Ansicht des Politologen Markus End, ja. Aber was ist überhaupt „antiziganistisch“?
„Antiziganismus“ ist die Bezeichnung für die rassistische Ablehnung der Volksgruppe der Sinti und Roma. Ein neuer Forschungsbereich des Lehrstuhls für Zeitgeschichte befasst sich seit diesem Semester mit Minderheitenforschung. Den Auftakt machte End am vergangenen Dienstag mit der Vorstellung seiner neuen Studie „Antiziganismus in der deutschen Öffentlichkeit“. In seinem knapp 350 Seiten langen Bericht untersucht er an verschiedenen Beispielen die Darstellung von Sinti und Roma in den deutschen Medien. Das Ergebnis: Vorurteile über Sinti und Roma werden dort ständig produziert und verbreitet. Wie sehen diese Vorurteile aus? Roma tragen bunte Röcke und betteln auf der Straße, sie leben in vermüllten Wohnwagen und machen lieber Musik als zu arbeiten. Dabei spielt es laut End keine Rolle, um welche Medien es sich handelt, öffentlich-rechtliche und Privatsender, FAZ und Bild-Zeitung sind gleichermaßen betroffen.
Diskriminierung, macht er klar, funktioniert nicht nur über negative, sondern auch über positive Beispiele: „Sieht man in den Medien arbeitende Roma, wird es so dargestellt, als sei das etwas Außergewöhnliches. Das ist ebenso diskriminierend wie die Aussage, alle Roma seien arbeitslos.“ Ends Studie, die vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma in Auftrag gegeben wurde, will nicht nur eine wissenschaftliche Veröffentlichung sein, sondern ein Aufruf an die Presse für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Minderheiten. Er plädiert dafür, die Ethnie nur dann zu nennen, wenn sie inhaltlich relevant ist. Dieser Grundsatz werde bei den Sinti und Roma jedoch meist nicht eingehalten.
von Anna Vollmer und Niklas Feil