Die Wahlbeteiligung bei den Senatswahlen ist erneut gesunken. Nur sieben Prozent der Studierenden begaben sich an die Urne.
Das Einzige, das wir aus neuen Wahlen lernen, ist, dass wir nichts aus den alten Wahlen gelernt haben, so sagt es eine amerikanische Binsenweisheit. Sollte das zutreffen, könnte man vermuten, die Heidelberger Studenten haben gar etwas von dem vergessen, was sie bei den Senatswahlen im letzten Sommer wussten. Zum Beispiel, wie wichtig es ist, von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Denn die Wahlbeteiligung sank erneut, auf magere sieben Prozent, das entspricht 1807 Wählenden bei 26803 stimmberechtigten Studierenden.
Angesichts der prekären Finanzlage der Universität und den drohenden Einsparungen im Lehrbetrieb ist das verwunderlich. Glenn Bauer, der nun für die Liste unabhängiger Studierender (LuSt) erstmalig im Senat sitzen wird, möchte verhindern, dass etwaige Einsparungen in der Lehre über die Köpfe der Studierenden hinweg entschieden werden. Neben der anstehenden Lehramtsreform sei dies die Angelegenheit, „die vermutlich im kommenden Senat das beherrschende Thema sein wird“, sagt Bauer.
Zum ersten Mal auf dem Wahlzettel erreichte die „LuSt“ 31,6 Prozent der Stimmen, die Grüne Hochschulgruppe (GHG) erreichte 25,9 Prozent und die Jungsozialisten (Jusos) 19,1 Prozent. Somit erhält die LuSt zwei, GHG und Jusos jeweils einen Sitz im Senat.
Besonders dürfte das Ergebnis die Jusos freuen: Nach einem Jahr ohne Senatsmandat haben die Jusos mit Konrad Schröpfer wieder einen Sitz errungen. Laut Sprecherin Sarah Eßel wollen die Jusos sich für soziale Themen, wie eine verbesserte Gleichstellungspolitik bei der Berufung von Professorinnen und Professoren, im Senat einbringen. „Hierfür werden wir die Möglichkeit nutzen Anträge und Anfragen zu stellen und die Studierenden verstärkt über die Angelegenheiten im Senat informieren.“
Das zweite Lust-Mandat geht an Barbara Milles, Jochen Gerber ist für die GHG gewählt worden. Für ihn sind die Fortführung bereits begonnener Projekte wichtig. Dazu gehören die Umstellung auf Recyclingpapier und Ökostrom, sowie eine enge Zusammenarbeit mit den übrigen drei studentischen Vertretern. „Nur so können wir unsere Einflussmöglichkeiten optimal nutzen“, sagt Gerber.
Keinen Sitz erreichten die Liberale Hochschulgruppe (LHG) und der Ring Christlich Demokratischer Studierender (RCDS). LHG-Spitzenkandidat Sven Dorkenwald wertet das zweistellige Ergebnis der eigenen Liste trotzdem als Erfolg.
Die Befürchtung der LuSt, wegen der Aufforderung durch die Wahlkommission ihre Plakate zu überkleben, einen Nachtteil hinnehmen zu müssen, bestätigte sich nicht. Nach Anfragen mehrerer Studierender, ob die LuSt eine offiziell legitimierte Liste des Studierendenrates sei, hatten sich die Jusos dazu entschieden, die Wahlleitung auf diese starke Ähnlichkeit der Logos von Liste und Rat hinzuweisen (der ruprecht berichtet in seiner aktuelle Ausgabe). Ausschlaggebend für die Verwirrung seien auch die Plakate der Liste gewesen, sagt Juso-Sprecherin Sarah Eßel. „Ziel unserer Anfrage an die Wahlleitung war immer nur, einen fairen Wahlkampf zu garantieren.“
Leider zeigt das Rekordtief der Wahlbeteiligung, dass ein fairer Wahlkampf nicht ausreicht, um die Studierenden an die Urnen zu locken.
von Hannah Kapfenberger