Das Centre for Asian and Transcultural Studies ist eine neue, prominente Initiative der Universität. Werden die Institute daran zerbrechen?
Ein neues Asienzentrum: Es könnte das Prestigeprojekt der Universität werden. Das „Centre for Asian and Transcultural Studies“ (CATS) soll das Zentrum der Ostasienwissenschaften, das Südasieninstitut und das Institut der Ethnologie bis 2018 unter einem Dach in Bergheim versammeln. Eine unterirdische Fachbereichsbibliothek stellt auf vier Ebenen 500.000 Medieneinheiten für Asienwissenschaften sowie neue Unterrichtsräume bereit. Auch die Bücherbestände der Asienwissenschaften, die heute unkatalogisiert in Dozenten-Räumen lagern, können gerettet werden.
Das CATS könnte zum neuen Aushängeschild werden, wäre es nicht schon jetzt von einem universitätsinternen Kampf um die Finanzen begleitet. Schon heute sind bedrohliche Einsparungen für die Institute absehbar. Dabei sollten doch gerade sie die Gewinner des Projektes sein. Denn das CATS hat seinen Preis: Mehr als 40 Millionen Euro kosten Umzug und der geplante Neubau der Bibliothek. Die Kosten teilen sich das Land, der Bund und Universität. Drei Millionen Euro trägt die Universität – anteilig das Rektorat und die beteiligten Institute.
Angesichts der hohen Summen beschloss die Universität, auf die Qualitätssicherungsmittel zurückzugreifen. Die sind eigentlich für die unmittelbare Förderung der Lehre gedacht. Und schon hat der Wettlauf um das Geld begonnen zwischen dem Rektorat, das ein Drittel der Kosten trägt, und der Institute, die anteilig zwei Drittel tragen. Entscheidend für die Institute ist, zu welchen Anteilen die Kosten aus dem Finanzpool der zentralen Qualitätssicherungsmittel gezahlt werden. Darin werden die Beiträge von allen Heidelberger Studenten gesammelt. Die Institute wollen zugleich verhindern, dass Mittel aus dem zweiten eigenen Topf dezentraler Qualitätssicherungsmittel entnommen werden.
Die Sinologin Barbara Mittler, Vertreterin der beteiligten Institute im CATS-Projekt, meint, dass Bund und Land für das Projekt „viel gegeben“ hätten. Die beteiligten Institute säßen „alle in einem Boot“. Wenn es notwendig sei, dann müssten sie auch selbst sparen. Schließlich handele es sich um „ein tolles Projekt“ für die Zukunft, auf das die Universität nicht verzichten solle. Mittler sagt: „Wir hoffen, durch Sponsoren finanziell unterstützt zu werden.“ Sie argumentiert: „Das Geld der Qualitätssicherungsmittel finanziert auf keinen Fall das CATS-Bauwerk, sondern ausschließlich innovative Lehr- und Lernkonzepte.“ Deshalb sei eine Finanzierung aus den Qualitätssicherungsmitteln kein Widerspruch. Auch wenn die bestehende Lehre leiden müsse, lohne sich die Investition in die Zukunft.
Das sehen Vertreter des Studierendenrates anders: Die Qualitätssicherungsmittel seien nicht dafür gedacht, damit Institute oder das Rektorat sparen könnten. Die Mittel dürften nur unmittelbar der Lehre zu Gute kommen. Nach Ansicht des Rats fehlte dem Projekt von Anfang an ein tragender Finanzierungsplan. „Der Finanzierungsantrag des CATS-Projekt hat eindeutig einen anderen Zweck als die unmittelbare Lehrförderung“, sagt Georg Wolff, Vorsitzender des Studierendenrates, zumal „eine Offenlegung der Finanzierungspläne von Seiten des Rektorates abgelehnt“ worden sei.
Insbesondere die Fachschaft Japanologie fürchtet, die Kosten für das CATS nicht tragen zu können, ohne starke Kürzungen des Lehrbetriebs hinnehmen zu müssen. Dem Institut stünden nach Schätzungen jährlich weniger als 55.000 Euro zur Grundfinanzierung der Lehre und Institutskosten zu. Bis zur Fertigstellung des Projektes müsste es jedoch voraussichtlich 300.000 Euro innerhalb von vier Jahren ersparen. Ein Großteil der Pflichtseminare in der Japanologie (400 Studenten) muss auch aus den dezentralen Qualitätssicherungsmittel finanziert werden.
Die Zuversicht auf eine Förderung aus zentralen Mitteln ist erloschen: Das Rektorat kam den Institutionen mit seinem erfolgreichen Antrag auf eine Million Euro Förderungsmittel zuvor. Ihr zweiter Antrag auf nur noch 400.000 Euro zeigt den Versuch, den Lehrbetrieb mit Kompromissen zu schützen. Bei Einsparungen des geschilderten Ausmaßes „müssen wahrscheinlich Tutorien gestrichen und die Bibliothekszeiten begrenzt werden“, sagt Glenn Bauer, Fachschaftsvertreter der Japanologie. Durch das CATS-Bauprojekt „wären zwei Bachelor-Generationen in ihrer Lehre betroffen, und das wollen wir verhindern“, sagt Glenn. „Das CATS wurde an den Studis vorbei geplant“, kritisiert er. Die Fachschaft erwägt nun per Umfrage zu ermitteln, wie die Studenten zu der Finanzierung aus den dezentralen Qualitätssicherungsmitteln stehen. Problematisch sei Glenn zufolge, dass viele Studenten der Japanologie lange nicht gewusst hätten, was das CATS-Projekt sei und welche Bedeutung die dezentralen Qualitätssicherungsmittel für ihre Lehre hätten, sagt Glenn.
von Johanna Mitzschke und Juan Llull Morey