Dem Betreiber des „Karl“ in der Altstadt könnte die Konzession entzogen werden, sollte er dort weiterhin Konzerte veranstalten. Droht der Musikkneipe jetzt das Ende?
Ende Oktober erhielt Matthias Kraus, Betreiber der Altstadt-Kneipe „Karl“ in der Lauergasse, überraschend Post von der Stadt. Er wurde darauf hingewiesen, dass ihm die Konzession entzogen würde, sollten im „Karl“ weiter Konzerte veranstaltet werden. Nach 14 Jahren und hunderten Konzerten drohte der alternativen Musikkneipe plötzlich das Aus. Als Begründung führte die Stadtverwaltung an, dass Kraus für das „Karl“ nur eine Konzession mit „Schank- und Speisewirtschaft ohne Betriebseigentümlichkeit“ erhalten hatte. Mehr als zwölf Konzerte pro Jahr seien ohne solche „Betriebseigentümlichkeit“ nicht gestattet.
Dass im „Karl“ seit Jahren wöchentlich Konzerte gespielt werden, ist jedoch kein Geheimnis. Sowohl auf Werbetafeln in der Lauerstraße als auch auf seiner Homepage warb Kraus ganz offen damit. Doch die Stadt wurde erst auf Beschwerde einer Anwohnerin hin aktiv. Nach der Prüfung wurde Kraus wegen „formaler Illegalität“ erstmal weitere Konzerte untersagt. Da hilft es dem Wirt auch nicht, dass er immer die Rollläden herunterließ und die Fenster des Lokals bei Konzerten mit Schaumstoff-Matten isoliert hatte, um den Lärm zu dämmen. Kraus ärgert sich nicht über das Vorgehen der Stadt, die eben an Regeln gebunden sei, sondern das Verhalten einzelner Altstadt-Bewohner. Die Anwohnerin, die Beschwerde eingereicht hat, wohne nicht in direkter Nachbarschaft, sondern 70 Meter entfernt.
Kraus glaubt, dass die Bürgerinitiative „Leben in der Altstadt“ (Linda) gezielt Konzessionen von Altstadtkneipen prüfen lasse. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Konflikte zwischen Linda und Gastronomen gegeben. Vor allem das Cave 54 und die Tangente standen immer wieder im Mittelpunkt von Lärmstreitigkeiten.
Doch es gibt Hoffnung für das „Karl“: Nach einem Aufschrei der Gäste und einem medialen Proteststurm präsentierte Bürgermeister Wolfgang Erichson bei einem Krisengespräch am 29. Oktober einen möglichen Ausweg. Durch einen Antrag auf Nutzungsänderung beim Bauamt könnte Kraus eine entsprechende Konzession erhalten. Dafür müsse er ein Konzept vorlegen, das die Kneipe zum Musik-Café umwandelt.
Doch Kraus ist skeptisch. Er befürchtet, dass diese Konzession teurer wird. Möglich sei ein Änderungsantrag auch nur, da das „Karl“ außerhalb des Bebauungsplans „östliche Altstadt“ liegt. Innerhalb dieses Sektors wäre ein solcher Anträge unmöglich. Kraus ist derzeit vorsichtig optimistisch, jedoch ist völlig unklar, ob diese juristische Finesse letztendlich erfolgreich sein wird. Entscheidend wird wohl sein, ob das Gebiet der Lauerstraße als reines, allgemeines oder besonderes Wohngebiet eingestuft wird.
Bei aller Bürokratie bleibt zu hoffen, dass Heidelberg mit dem „Karl“ nicht eine der letzten außergewöhnlichen Kulturbastionen verliert.
von Felix Hackenbruch