Neue Formen der Bürgerbeteiligung und eine transparente Entscheidungsfindung sollen die Standortsuche zum Erfolg führen.
Große Bauprojekte standen in Heidelberg jüngst unter keinem guten Stern. Grandios gescheitert sind zuletzt die Pläne der „Stadt an den Fluss“, oder die geplante Stadthallenerweiterung im Jahr 2010. Letztere war sogar Gegenstand eines Bürgerentscheids. Nicht zuletzt in diesem Zusammenhang haben die Heidelberger gezeigt, dass sie mitreden und mitbestimmen wollen, wie und wo gebaut wird. Daher will die Stadt beim geplanten Konferenzzentrum nun alles besser machen. Dafür sorgen soll die Einbeziehung der Bürger in die Standortsuche. Im „Koordinationsbeirat Neues Konferenzzentrum“ sollen Vertreter der Stadtverwaltung, der Bürgerschaft und aus Wirtschaft und Wissenschaft den Findungsprozess begleiten. Auf einer Website, im Bürgerbüro bei der Heidelberg Marketing GmbH, sowie auf der Tour eines Beteiligungsmobils in den Stadtteilen, konnten die Bürger Standortvorschläge einreichen.
Das Thema Konferenzzentrum ist keine Neuerfindung aus der Ära von Oberbürgermeister Würzner: Schon im Jahr 2004 war eigentlich ein Standort gefunden und vom Gemeinderat beschlossen worden. Der private Investor welcher das Projekt dann umsetzten sollte sprang jedoch ab und das Projekt „Kongresszentrum“ war vorerst erledigt. Kritische Stimmen aus der Bevölkerung hinterfragen auch jetzt wieder den finanziellen Aufwand und den grundsätzlichen Bedarf nach einem Konferenzzentrum über die Stadthalle hinaus. In einer Bedarfsanalyse wurde dieser jedoch in einer Studie der Beratungsgesellschaft CIMA und durch das Max-Weber-Institut für Soziologie der Universität eindeutig ermittelt. Ende 2013 bestätigte dann auch der Gemeinderat diese Analyse.
Finanziell profitieren sollen laut Studie der Handel, die Gastronomie und die Hotellerie. Aber vor allem möchte Heidelberg sein Image der Wissenschaftsstadt weiter ausbauen. Zudem bietet sich bei einer gelungenen Integration in den Kontext bestehender Architektur durchaus eine besondere Chance für die weitere Stadtentwicklung. Bisher eher unvorteilhaft oder schlecht genutzte Areale könnten so aufgewertet werden. Eine Messestadt wie Frankfurt wird Heidelberg nicht werden, aber gerade aus dem Wissenschaftsbereich ist der Bedarf gegeben. Denn bisher wandern regelmäßig lukrative Tagungen und Kongresse wegen fehlender geeigneter Räumlichkeiten in andere Städte mit besseren Rahmenbedingungen ab. Andererseits gibt es offensichtlich, trotz fehlendem Konferenzzentrum, bereits jetzt eine enorme Vielfalt von Tagungen, Konferenzen und Kongressen in Heidelberg.
In der nächsten Planungs- und Beteiligungsphase können die eingebrachten 86 Vorschläge bis 22. Dezember online diskutiert und kommentiert werden. Ende Januar 2015 wird es dann eine öffentliche Bilanzveranstaltung mit weiterer Diskussion geben. Die Dokumentation und eine Beschlussempfehlung der Verwaltung werden schließlich dem Gemeinderat vorgelegt, der auf dieser Basis dann eine Entscheidung zum zukünftigen Standort fällen wird.
von David Kirchgeßner