Die Heidelberger Energiegenossenschaft gewinnt den deutschen Solarpreis.
Ohne Strom geht heutzutage gar nichts mehr – kein Smartphone, kein Internet, keine Straßenbahn. Aber woher kommt eigentlich der Strom in Heidelberg? Neben den herkömmlichen Anbietern eröffnet sich eine regionale Alternative: Die Heidelberger Energiegenossenschaft (HEG).
Im Rahmen des Modellprojekts „Neue Heimat“ in Nußloch hat die HEG ein innovatives Konzept entwickelt, das die Investition in Solaranlagen und direkte Energieversorgung nicht nur Hauseigentümern, sondern auch den Mietern von Mehrfamilienhäusern ermöglicht. Dafür erhielt sie 2014 den Deutschen Solarpreis.
2010 entstand die Energiegenossenschaft als studentische Initiative und erwarb seitdem den Zuspruch von inzwischen über 240 Mitgliedern. Auch überregional konnten sich die Heidelberger einen Namen als innovative Genossenschaft machen. „Sie haben neue Wege aufgezeigt, die andere aufgrund fehlenden Know-Hows oder schlichtweg, weil es sehr mühsam ist, nicht gegangen sind“, betont etwa Tom Jost, Mitbegründer der Energiegenossenschaft in Gelsenkirchen.
In Pfaffengrund-Wieblingen treffen wir Nicolai Ferchl, der uns in den Räumlichkeiten der HEG empfängt. Ihm ist anzumerken, dass er sich bis ins kleinste Detail auskennt, schließlich beschäftigt er sich seit nunmehr fünf Jahren mit der Materie.
Als einer von vier engagierten Heidelberger Studenten, verwirklichte er die Idee einer nachhaltigen Energiegewinnung im Raum Heidelberg. Hauptmotivation ist der Gedanke, aus der Mitte der Gesellschaft die Energiewende voranzutreiben. Von einer bürgernahen Ausrichtung zeugt, so Ferchl, auch die Wahl der Gesellschaftsform. Eine Genossenschaft steht prinzipiell jedem offen, bietet ihren Mitgliedern gleichwertige Mitwirkungsrechte und ist regional verankert. Hinderlich sei derzeit aber die Einschränkung der Solarförderung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) von 2014. Die Energiewende werde von der Politik ausgebremst, so Ferchl.
Photovoltaikanlagen zeichnen sich durch geringe Einstiegskosten aus, wohingegen andere Energiequellen aufwändiger zu erschließen und damit finanzstärkeren Unternehmen vorbehalten sind – was dezentralen Versorgungsstrukturen im Wege steht.
Tatsächlich ist die HEG ein Beispiel dafür, dass große Veränderungen ihren Ursprung im Kleinen nehmen, wachsen und letztlich auch Anregung zum Umdenken sein können. Mittlerweile baut die HEG nicht nur Solaranlagen, sondern bietet auch einen eigenen Ökostromtarif an. Der Einsatz für Nachhaltigkeit und Dezentralisierung der Energieversorgung liegt letztlich nicht allein in den Händen der Politik, sondern auch bei jedem Einzelnen.
Von Raphael Ostarek und Valerie Meissner
[box type=“info“ ]Weitere Informationen unter: www.heidelberger-energiegenossenschaft.de[/box]