Für die rund 20 Mitglieder des Projektchors „Voces Salomonis Heidelberg“ ist Singen weit mehr als nur
ein Hobby. Sie suchen die musikalische Herausforderung.
Ein beharrlicher Weg liegt vor den „Voces Salomonis“ – die Passion Christi in Sopran, Bass, Alt und Tenor. Doch bevor es für den Heidelberger Kammerchor an‘s Singen geht, steht erst einmal Grimmassen schneiden auf dem Programm. Die Lockerung der Gesichtsmuskulatur beherrschen alle perfekt und genauso behände geht es die Tonleiter auf und ab. Der kleine Probenraum ist warm, alle sitzen auf ihrem Platz und durch den Raum schwirren die Töne.
Singen ist für die meisten Mitglieder des jungen Chors Voces Salomonis nicht nur ein Hobby, sondern ebenfalls eine Passion. Maximilian Pascheberg, Mitorganisator und verantwortlich für das Programm, beschreibt es so: „Das hier ist nicht Beruf, aber auch nicht nur Freizeit – wir singen schon sehr professionell.“ Viele sind Studenten der Universität Heidelberg oder der Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg. Sie kommen aus allen Fachbereichen, von der Japanologie bis zur Medizin; besonders die Naturwissenschaftler sind zahlreich vertreten. Musik spielt schon seit der Kindheit vieler Teilnehmer eine wichtige Rolle. Die meisten singen auch noch in anderen Chören der Universität oder der Stadt und spielen ein Instrument – eine Gesangsausbildung oder ein musikwissenschaftliches Studium haben aber die Wenigsten.
Zur Übung begleitet Dirigent Matthias Billinger den Chor auf dem Keyboard und gibt den Ton vor. Ein Wink mit der Hand und Knut Nystedts Passionshistorie erwacht in den Stimmen der Sänger zum Leben. Wieder eine Pause, es wird diskutiert über den nächsten Übergang; beim letzten Konzert klang manche Stelle noch nicht perfekt.
Der Anspruch der Sänger an Klang und Inhalt ist hoch. Die musikalische Erfahrung und das Interesse an der Wissenschaft der Musik spiegelt sich daher auch im Programm des Chors wieder. „Wir wollen ein musikwissenschaftlich interessantes Programm bieten“, sagt Odila Schröder, Organisatorin und Sängerin. „Auch Stücke von weniger bekannten Komponisten, die nicht schon zahlreiche Jahre tot sind. Das hundertste Mozart-Requiem müssen wir nicht auch noch singen.“
Mit diesem Interesse gründeten sich die Voces Salomonis zuerst als Projekt von Freunden, die einfach zusammen singen wollten. Die private Aufführung der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht Anfang 2013 geriet zum vollen Erfolg; Freunde und Interessierte füllten einen gesamten Hörsaal. Im August 2013 folgte dann das erste Konzert als Chor. Geistliche a-capella Kompositionen aus Renaissance, Barock, Romantik und Moderne prägen den Stil des Ensembles. Besonders der Kontrast zwischen Klassikern und modernen Stücken findet sich immer wieder in ihrem Repertoire. So werden neben Stücken von Johann Sebastian Bach auch Kompositionen des Kirchenmusikers Hugo Distler aus der Mitte des 20. Jahrhunderts aufgeführt. Eine Herausforderung für Dirigent und Sänger.
Die wöchentliche Probe ist dabei das Minimum an Aufwand – wenn Universität und Beruf es zuließen, würden alle noch öfter zusammenkommen. Auch aufgrund des Engagements der Sänger stehen in diesem Jahr zahlreiche Termine auf dem Programm. Nach einem großen Weihnachtskonzert fahren die Voces Salomonis im Mai für einige Auftritte nach Wien; die Kosten der Reise werden dabei durch die Einnahmen aus anderen Auftritten und durch Sponsoren gedeckt. Geprobt wird aktuell auch für einen der regelmäßigen Auftritte in der Heidelberger Peterskirche am 8. März.
Daher müssen alle noch einmal die gesamte Passion durchleiden bevor diese Probe zu Ende geht. Bis zum Konzert müssen schließlich noch weitere Stücke geprobt werden.
von Laura Heyer