„Heldenpause“ heißt die neue Entspannungslimonade aus Heidelberg. Sie soll zur Erholung im Alltagsstress beitragen.
Getränkeproduktion und Heidelberg gehen schon eine Weile Hand in Hand, wenn auch zum Teil eher fragwürdige Wege. Zeichnet sich doch der in Eppelheim gegründete Großkonzern Wild für die von Kindern geliebte, von fürsorglichen Eltern gehasste Capri-Sonne verantwortlich – den Gewinner des Negativ-Preises „Goldener Windbeutel“ 2013 für besonders dreiste Werbung.
Nun erobert ein neues Getränk von Heidelberg aus den Markt: „Heldenpause“ ist eine Limonade aus Birnen, Trauben und verschiedenen Kräuterextrakten. Hinter der gleichnamigen Produktionsfirma stecken drei eingesessene Heidelberger, die vorhaben, durch Limonade „der Leistungsgesellschaft ihre Grenzen aufzuzeigen“ – ein etwas hochtrabendes Unterfangen, möchte man meinen. Doch verkaufen Martin, Danilo und René dieses Ziel mit einem verschmitzten Augenzwinkern. Eigentlich wollen sie schlicht dem unstillbaren Drang, stets mehr zu leisten, einen kleinen Dämpfer, eine entspannende Pause verpassen. „Wir kennen das selbst, wenn man bis zur Haarspitze in Arbeit vergraben ist und sich trotzdem zu mehr Leistung genötigt sieht“, erzählt Danilo, ehemaliger Bildredakteur und nun Verantwortlicher für den Vertrieb. Bewusstes Pausieren könne solche Momente entschleunigen. Außerdem wird den verwendeten Kräutern – Melisse, Passionsblume und Hopfen – eine entspannende Wirkung nachgesagt.
Gerade mit dem Entschleunigungsgedanken knüpfen die Macher an das zunehmend verbreitete Slow-Food-Konzept an, das sich für bewusstere und genussvollere Ernährung aus regionalen Angeboten ausspricht. „Politisch betrachtet ist es ein Protestgetränk“, ergänzt Martin. Er ist als Designer neben dem Artwork auch für Marketing und Finanzen zuständig.
Soweit zur Pause – aber wieso Helden? Gemeint sind Alltagshelden. „Wir alle tun viel jeden Tag, egal wie groß oder sozial wertgeschätzt die Leistung sein mag. Das macht uns zu Helden“, erklärt Danilo. Zwei Beispiele für solche Helden sind auf dem Etikett der Flaschen zu sehen. Eine Frau und ein Mann sitzen auf einer Mauer, die Augen geschlossen. Die linke Hand der Frau hält eine Wolke an einer Schnur wie einen Luftballon. Martin hat diese Zeichnung entworfen und sich dabei eine kleine Geschichte zu den Figuren erdacht. Die junge Frau heißt Linda und arbeitet als Krankenschwester 23 Überstunden im Monat. Der Mann mit dem Vollbart ist Max, Mediengestalter auf Abruf. Aus der Reihe gibt es inzwischen ein paar weitere Helden, die es bislang jedoch auf kein Flaschenetikett geschafft haben. Das Artwork ist liebevoll gestaltet, soll aber nicht nur als „Hipster-Faktor“ die Verkaufszahlen in die Höhe treiben, sondern eben jene Geschichte erzählen und sich somit von anderen Trendgetränken abgrenzen. „Ein gutes Design alleine verkauft keine Flasche. Genauso wenig reicht es, wenn nur das Getränk gut ist oder die Geschichte. Alle drei Komponenten müssen zusammenpassen“, erklärt René.
Der Anstoß, der zur Geburt der Heldenpause führte, kam von Martin. Bei der Arbeit am Design für ein Energy-Getränk bemerkte er, dass weder das Produkt sonderlich genießbar war, noch befand er es für notwendig, die Welt mit einem weiteren Power-Drink zu überlasten. Abends in der Kneipe erzählte er seinen Kumpels Danilo und René davon. In Stammtischlaune solidarisierten sie sich und es erwuchs die Idee, ein Gegenstück zum aufputschenden Kaffee am Morgen, eine alkoholfreie Alternative zum Bier in der Kneipe zu entwerfen. Als sie der Gedanke auch in den folgenden Tagen noch umtrieb, konkretisierten die drei ihr Vorhaben. Sie gründeten ein Start-Up und engagierten eine Lebensmittelchemikerin. Knapp ein Jahr dauerte es, bis Rezeptur und Design ausgearbeitet, Geschäftskontakte geknüpft waren und sie am 10. April 2014 endlich die fertigen Flaschen in den Händen hielten. „Im Café am Römerkreis lagen wir in Liegestühlen und knackten gemeinsam mit Freunden, Bekannten und Fremden die ersten Flaschen Heldenpause“, berichten sie. Die erste Abfüllung umfasste 8000 Flaschen und sollte austesten, wie der Markt das Produkt annähme.
Bei der mittlerweile dritten Abfüllung liegt die Anzahl bei 56.000 Flaschen. In der Region um Heidelberg und Mannheim vertreiben rund 40 Gastronomiebetriebe die Heldenpause. Vereinzelt ist sie auch in Großstädten wie Frankfurt, Hamburg oder Berlin zu finden. Zwar werden in Deutschland jährlich etwa 90 neue Limonaden auf den Markt geworfen, aber eine Entspannungs-Limo gab es in ganz Europa noch nicht.
Dass ausgerechnet Heidelberg Standort der Heldenpause ist, verdankt es nicht allein der Tatsache, dass alle drei Gründer schon lange und gerne hier leben und arbeiten. Sie verlagern gezielt die Produktion in die Region, um nicht auf kurzlebige Trends zu setzen, die in Städten wie Leipzig oder Berlin ständig aufflammen, aber auch schnell wieder vergehen. Denn Schnelllebigkeit würde dem Grundgedanken klar widersprechen. Der rote Schriftzug „Mit Liebe aus Heidelberg“ ziert die Plakate und Werbeträger. Entgegen typischer Start-Up-Manier speist sich die Finanzierung nicht aus Krediten, sondern aus eigenen Ersparnissen. Zusätzlich zu der Arbeit auf dem Limonadenmarkt sind alle noch in ihren alten Berufen tätig. Das soll sich aber ändern: „Im nächsten Jahr sollte sich die Finanzierung langsam ausgleichen. Momentan produzieren wir noch in so geringer Auflage, dass wir Mindermengenzuschläge bezahlen müssen“, erklärt René, der die Organisation der Abfüllung führt und das Marketing mitgestaltet.
Entsprechend hoch stecken die Helden ihre Ziele: Die jährlichen Verkaufszahlen sollen auf siebenstellige Beträge steigen. Zusätzlich tüfteln sie an neuen Geschmacksrichtungen. Und schließlich fasst Martin die Zukunftspläne zusammen: „Wir wollen das Leben mit Limonade ein bisschen entspannter machen. Im nächsten Jahr deutschlandweit, dann möglicherweise in Europa. Das Universum heben wir uns für später auf.“
Von Christina Deinsberger
Schöner PR-Text, nur wie schmeckt das Zeug denn eigentlich? 😉