Vier ehemalige Studenten aus Heidelberg und Mannheim haben die Online-Nachhilfebörse „study bees“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, Tutoren und Nachhilfestudenten zu vermitteln.
An deutschen Universitäten steigt die Zahl der Studenten seit Jahren rapide an. Mit der zunehmenden Zahl an Studenten nimmt auch die Zahl derjenigen zu, die in einzelnen Kursen den Anschluss verlieren. Damit auch diese gut vorbereitet ihre Klausuren antreten, haben sich vier Studenten aus Heidelberg und Mannheim etwas einfallen lassen: Sie gründeten die Nachhilfevermittlung „study bees“. Das Ziel des Start-up Unternehmens ist es, Nachhilfestudenten und Tutoren aneinander zu vermitteln.
Einer der Gründer, Fabian Klein, hat an der Universität Heidelberg studiert und dabei festgestellt, „dass es für Schüler sehr viele Nachhilfe-Angeboten gibt, Nachhilfe für Studenten ist dagegen überhaupt nicht etabliert“. Das sei erstaunlich, „gerade wenn man bedenkt, dass jeder vierte Schüler in Deutschland Nachhilfe in Anspruch nimmt und es im Studium nicht gerade leichter wird.“
Immer mehr Schüler wählen nach dem Abitur den Weg an die Universität. Was manche als „Bildungsinflation“ verstehen, löst bei vielen Studenten aber auch die Sorge aus, mit ihren Noten nicht mehr konkurrenzfähig zu sein. Während der Schulzeit ist es dann ganz normal, Nachhilfe in Anspruch zu nehmen. Im Studium gehört das allerdings nicht mehr so selbstverständlich dazu.
„Study bees“ möchte das ändern und stellt sich deshalb auch auf die Bedürfnisse der Studenten ein. Denn die brauchen eben nicht mehr einfach Hilfe in Chemie, sondern zum Beispiel in „Organische Chemie für Mediziner“. Daher geben die potentiellen Tutoren bei „study bees“ genau an, welche Fächer sie besucht haben und können so nicht nur mit ihrem Fachwissen, sondern vielleicht auch mit Altklausuren und speziellen Kenntnissen zum Dozenten aufwarten. Außerdem setzen sie den Preis fest, den eine Stunde Nachhilfe bei ihnen kostet. Bei den meisten liegt er zwischen 10 und 20 Euro.
Wer Nachhilfe haben möchte, kann nach Tutoren suchen und findet mit etwas Glück jemanden, der das gesuchte Fach anbietet. Bei einem Blick auf das derzeitige Angebot fällt aber auf, dass sich das Projekt wohl vor allem an Natur- und Wirtschaftswissenschaftler richtet, bei geisteswissenschaftlichen Kursen gibt es bisher deutlich weniger Auswahl. Das ist wohl auch dem etwas anderen Aufbau dieser Studienfächer geschuldet – bei Hausarbeiten und Referaten hilft Nachhilfe eher nicht weiter. Als nächstes versendet man über die Homepage eine Anfrage an den Tutor und verabredet sich zu einer ersten Nachhilfestunde. Der Stundenlohn dieses ersten Treffens geht dann an „study bees“, was Fabian Klein als Vermittlungspauschale versteht. Ab dann können sich Tutor und Schüler unabhängig von der Plattform verabreden. Falls man nach dem ersten Kennenlernen unzufrieden war, gibt es sogar eine „Geld zurück“-Garantie.
Das Projekt ist vielversprechend: Das sieht auch SAP so, das dem Unternehmen Büroräume in ihrem Gründerzentrum, der innoWerft, zur Verfügung stellt. Auch aufgrund dieser Unterstützung konnte „study bees“ in diesem Jahr expandieren. Nachdem ihre Dienste zunächst nur an fünf Hochschulen angeboten wurden, sind es jetzt bereits 25 Universitäten. Dass das Konzept aufgeht, bestätigt auch Martin. Der Heidelberger Physikstudent hat bei „study bees“ bereits Nachhilfe gegeben und war zufrieden. Das Portal hält er für sehr benutzerfreundlich und die Vermittlung hat schnell geklappt: Schon wenige Wochen nach seiner Anmeldung wurden ihm drei Nachhilfestudenten vermittelt Auch Sabrina ist von dem Konzept begeistert: „Ich habe Nachhilfe in Chemie bekommen, weil ich echt gar nichts konnte. Dank meines Tutors konnte ich die Klausur trotzdem bestehen.“ Gerade bei Vorlesungen, bei denen schnell viel Stoff abgehandelt wird, kann der Einzelunterricht die zusätzliche Investition wert sein.
Bisher können sich Fabian Klein und sein Team noch nicht durch „study bees“ finanzieren, doch sie zeigen sich zuversichtlich, dass sich ihr Start-up bald selber tragen kann. Bisher ist der Zuspruch zwar zu erkennen, aber verhalten. Während es bei Juristen sehr üblich ist, vor dem Staatsexamen ein teures Repetitorium zu besuchen, ist es in anderen Fächern noch ungewohnt, Nachhilfe in Anspruch zu nehmen. Vielleicht wird sich das ja mithilfe von „study bees“ ändern.
von Johanna Famulok