Sie entführen den Hörer mit ihren Stimmen in die faszinierende Welt der Wissenschaft: Annika Brockschmidt (22) und Dennis Schulz (25) betreiben seit letztem Jahr den Audio-Podcast „Science Pie“, in dem sie Themen aus der Physik, Geschichte und Literatur kurz und verständlich vorstellen. Beide studieren in Heidelberg Physik beziehungsweise Geschichte und Germanistik. Inzwischen erreichen sie regelmäßig mehrere Tausend Menschen – nicht zuletzt, weil „Science Pie“ international angelegt ist: Jede Episode gibt es sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch.
„Science Pie“ klingt nach einem Namen, hinter dem eine Geschichte steckt. Wie seid ihr darauf gekommen?
Annika: Wir haben ewig hin- und her überlegt, hatten auch mal einen anderen Namen, aber der jetzige Name ist ziemlich spontan entstanden. Das Nette daran ist das Wortspiel mit dem „Pie“, also mit der Zahl Pi und dem Kuchen. Es sollte deutlich werden, dass es etwas mit Wissenschaft zu tun hat, und außerdem mag ich runde Dinge im Logo [lacht]. Im Nachhinein ist uns dann aufgefallen, dass das metaphorisch auch gut dazu passt, da wir quasi in unseren Podcasts Stücke aus dem Kuchen der Wissenschaft herausschneiden.
Habt ihr vor „Science Pie“ schon Podcasts gemacht?
Dennis: Nein, selbst gemacht nicht. Ich habe irgendwann in einem Urlaub angefangen, Podcasts zu hören, und das hat letztlich zu einer zweijährigen „Sucht“ geführt. Und dann habe ich irgendwann Annika da mit reingezogen. Die Idee kam also aus der Kombination davon, dass wir beide Podcasts wirklich innig lieben und dass ich ein relativ gutes Mikrofon zu Hause hatte, das ich noch nie wirklich benutzt hatte. Und dann haben wir das mal ausprobiert – wir sind ja ein guter Mix. Denn wenn ich etwas über Physik schreibe, dann kann Annika sagen, welche Teile sie versteht und welche nicht, und genauso im umgekehrten Fall.
Annika: Es erleichtert es, mit unvoreingenommenen Augen auf seine Themen zu schauen. Und wir wollten unbedingt etwas machen, was Natur- und Geisteswissenschaften kombiniert, weil es so etwas in der Form noch nicht gab.
Dennis: Wir wollen im Grunde sagen: Alles ist interessant, wenn man es nur lange genug anschaut.
Wie sieht der Entstehungsprozess für eure Podcasts aus?
Dennis: Jemand hat eine Idee und erzählt sie dem anderen begeistert. Wenn sie gut ist, schreibt derjenige ein Skript, mit ganz klassischer Recherche: Wir suchen uns Bücher und andere Informationsquellen zusammen. Für die letzte Folge über Zeitreisen zum Beispiel habe ich auch viel mit Freunden diskutiert. Danach liest der jeweils andere das Skript. Wir sind beide strenge Korrektoren und ziemlich kritisch.
Annika: Manchmal haben wir ein Skript auch fünf Mal überarbeitet.
Dennis: Dann wird der Text eingesprochen und man sucht sich die passende Musik aus. Danach muss das Ganze noch fertig produziert und geschnitten werden.
Annika: Zum Beispiel müssen noch Klick- und Schluckgeräusche herausgeschnitten werden und lauter Sachen, an die man vorher gar nicht denken würde. Wenn wir uns beeilen, dauert das alles etwa einen Monat. Das liegt auch daran, das wir zweisprachig produzieren, die Übersetzung braucht nochmal Zeit. Wir haben uns das Ziel gesetzt, dass ungefähr jeden Monat eine Folge von etwa 15 Minuten kommen soll.
Ihr habt gerade die Zweisprachigkeit erwähnt – wieso produziert ihr eure Podcasts auf Deutsch und auf Englisch?
Dennis: Wir wollen Leute erreichen. Und es gibt eben die englische Podcast-Szene – in England und den USA blühen Podcasts gerade unfassbar auf. Deswegen wollen wir auch englische Episoden anbieten.
Annika: Im englischsprachigen Raum ist das Publikum größer. Da sind Leute, die uns beraten können, auch unsere Vorbilder kommen von dort. Deshalb haben wir das einfach zweisprachig probiert und es war schön zu merken, dass so etwas auch in Deutschland gehört wird, nicht nur von unseren Freunden und Bekannten.
Wie fällt das Feedback bisher aus?
Annika: Feedback haben wir schon einiges bekommen. Ich habe eigentlich mit sehr viel weniger gerechnet, aber es haben sich doch einige Leute gemeldet. Da kamen einige E-Mails rein, die uns sehr bestärkt haben in dem, was wir so machen.
Könnt ihr ungefähr sagen, wie groß euer Publikum bis jetzt ist?
Dennis: Wir schätzen ungefähr 3000 bis 10 000 Hörer. Die meisten hören uns auf Deutsch, aber auch einige auf Englisch.
Habt ihr euch schon mal überlegt, euren Podcast auch in Videoform zu produzieren?
Dennis: Also ich habe dazu eine klare Meinung: Ich finde, ein Podcast ist ein viel besseres Medium für Wissenschaft, als ein Video. Wissenschaft wird cool durch das Aufeinanderschichten von Gedanken, das kleinschrittige Annähern an ein Thema. Das leistet ein Podcast viel besser, da man nicht einfach zum nächsten Clip klicken kann. Man kann ihn auch nebenher anhören und trotzdem den Gedankengang nachvollziehen. Die Begrenzung auf den Ton zwingt einen dazu, die Dinge wirklich Schritt für Schritt auch für Fachfremde zu erklären, während man bei Videos eher noch tricksen kann.
Was für Ziele habt ihr in Zukunft? Wollt ihr bei Podcasts bleiben oder zum Beispiel auch ins Radio?
Annika: Also ins Radio, da wären wir sofort dabei!
Dennis: Wir wollen uns erst mal einen Grundstock an Episoden schaffen, dass die Leute sich einen Eindruck von uns machen können, und dann ist auch Zeit dafür, Radiosender zu kontaktieren. Wir haben auf jeden Fall Bock, das in der Welt zu verteilen.
das Gespräch führte Simon Koenigsdorff