Eine Studie untersucht die Lebensbedingungen, darunter auch die Wohnsituation von Studenten in Europa: Ungleichheiten zeigen sich deutlich.
Wie geht es eigentlich deutschen Studierenden im europäischen Vergleich? Eine Antwort auf diese Frage gibt die gerade veröffentlichte Studie „Eurostudent V 2012 – 2015“. Dort wird die wirtschaftliche und soziale Lage von Studenten in 29 Ländern verglichen. Es zeigen sich innerhalb Europas viele Gemeinsamkeiten, aber auch extreme Unterschiede. Ganz entscheidend für ein zufriedenstellendes und selbstbestimmtes Studium ist die Wohnsituation. Diese spiegelt zum einen die wirtschaftliche Lage von Studenten, aber zu einem gewissen Grad auch eines ganzen Landes wider. Zum anderen werden auch kulturelle Unterschiede deutlich.
Ein wichtiger Aspekt ist das Wohnen bei den Eltern. Das Land mit den meisten Studenten, die bei der eigenen Familie wohnen, ist Malta. In der Altersgruppe der 22- bis 25-Jährigen lebt dort mit 92 Prozent fast jeder Student zu Hause. Die Gründe dafür scheinen wirtschaftlich bedingt zu sein, denn Malta wurde schwer von der Eurokrise getroffen. Im Gegensatz dazu sind in Finnland nur 5 Prozent der Studenten im Alter von 22 bis 25 nicht ausgezogen. Ein Viertel der Studenten in Deutschland dieses Alters lebt noch im Elternhaus. Nur in fünf Ländern leben weniger zu Hause, darunter Dänemark, Norwegen und Finnland. Studenten in Skandinavien werden durch öffentliche Mittel stark unterstützt und auch in Deutschland gibt es Zuschüsse, was das Ausziehen von zu Hause oft erst ermöglicht. Auch bei der Verbreitung von WGs gibt es große Unterschiede. In Deutschland leben 40 Prozent der Studenten mit anderen zusammen. Mehr Studenten, die so wohnen, gibt es nur in Irland, Slowenien und der Slowakei. In allen genannten Ländern nehmen Wohngemeinschaften als Wohnform mit steigendem Alter ab, vor allem das Wohnen mit dem Partner und Kindern nimmt dafür zu.
Studentenwohnheime – für viele Studenten Objekt von inniger Hassliebe. Besonders viele Studenten zwischen 22 und 25 Jahren wohnen in der Ukraine in Studentenwohnheimen (41 Prozent). Allerdings sind die Studiengebühren in der Ukraine sehr hoch. Auf Grund der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage und der daraus resultierenden Armut, können sich nur wenige ein Studium leisten.
Knapp ein Drittel der betrachteten Altersgruppe in Finnland lebt in Studentenwohnheimen. Hier gibt es keine Studiengebühren, allerdings ist das Wohnen in Finnland sehr teuer – Studenten geben im Durchschnitt 44 Prozent ihres monatlichen Einkommens für die Wohnung aus. Mehr ist es nur in Frankreich. Auch hier zeigt sich, wie stark Studenten vor allem im Norden Europas unterstützt werden und wie sich dies auf das gesamte Studentenleben auswirkt.
Die Wohnsituation ist ein entscheidender Aspekt des Lebens von Studenten. Häufig entscheidet die wirtschaftliche und politische Lage eines Landes darüber, wer studieren kann und was für ein Leben die Studenten führen. Vor allem in Skandinavien werden Studenten stark unterstützt, aber auch Deutschland steht im europäischen Vergleich gut da.
von Alexandra Conrad