„The Ikarus Effect“ versucht den Sprung von Mannheim auf die großen Bühnen.
Rockig, laut, gitarrenlastig: In einem Gewerbegebiet zwischen Mannheim und Heidelberg geben „The Ikarus Effect“ mir eine Kostprobe ihrer Songs für das neue Album. Auch wenn Sängerin Megan heute wegen einer Halsentzündung auf dem Sofa sitzen muss und die Lautstärke aus Rücksicht auf meine Trommelfelle gedrückt wird, merkt man deutlich, dass die Band ihre erste Garagen-Phase schon hinter sich hat.
Bassist Felix und Drummer Fabian haben schon im Alter von 14 Jahren gemeinsam in der ersten Punk-Band gespielt. Fabian studiert Geschichte in Heidelberg und Felix lernt gerade für seine Masterprüfung in Chemie. „Mir würde es auch reichen, nur die Band zu machen“, sagt er und lacht. Denn „The Ikarus Effect“ haben große Pläne. Im Herbst wollen sie ins Studio gehen, um ein Album aufzunehmen. Finanzieren werden sie sich ab nächster Woche über Crowdfunding.
Aber auch die Songs müssen erstmal geschrieben sein. Gitarrist Christoph liefert die Grundideen, manchmal auch fertige Songs. „Die Lieder sollen nicht austauschbar sein, sondern eine Geschichte beinhalten“, beschreibt er seinen Anspruch. Cineastisch, verträumt, aufgebohrt will die Band sein. „Die Musik geht aber immer auf die Mütze“, betont Christoph. Das Genre auf ihrer Facebook-Seite ändert die Band jede Woche. Sie wollen sich nicht in eine Schublade stecken lassen.
Seit 2011 spielt „The Ikarus Effect“ gemeinsam. Aufgetreten sind sie bisher unter anderem in der Substage in Karlsruhe, im Capitol sowie in der Alten Feuerwache in Mannheim. Dort sorgte allerdings ein spontaner Mannheimabstecher der Beatsteaks dafür, dass „The Ikarus Effect“ hinter die Sommerpause geschoben wurde. Dennoch fällt auf, dass die Band auf vergleichsweise großen Bühnen spielt. „In einer Schnitzelkneipe funktioniert unsere Musik einfach nicht. Außer, wir spielen unplugged“, meint Christoph und fügt nach kurzem Überlegen hinzu: „Machen wir aber nicht.“
Für die Band muss jeder seine Opfer bringen. Ein oder zwei Abende pro Woche nehmen sich die Fünf Zeit. Dabei gibt es auch mal schwierige Phasen, zum Beispiel, als Felix ein halbes Jahr in Frankreich war. „Da waren wir eine Fern-Band“, erzählt Jan, „das war ätzend.“
Die Illusion vom großen Durchbruch gehe irgendwann vorbei, da sind sich die Bandmitglieder einig. „Das Sahnehäubchen ist sowieso, wenn die Leute uns gut finden“, meint Felix. „Wenn nur einer nach dem Auftritt zu uns kommt und meint: Das war ein super Konzert!, dann war der Abend schon ein Erfolg.“
Andererseits nehmen „The Ikarus Effekt“ die Band sehr ernst, spätestens, seit Megan im letzten Jahr als neue Sängerin dazukam. „Wir jammen kaum noch, sondern wir arbeiten jetzt seriös“, erklärt Felix und deutet auf eine Stellwand mit vielen ausgedruckten Excel-Tabellen. Schließlich wollen sie mit der neuen Platte endlich auch überregional Fuß fassen. Berlin muss es nicht gleich sein, aber Stuttgart oder Frankfurt stehen auf dem Jahresplan. Denn die Hauptstadt sei zwar zu groß, aber Mannheim auf Dauer doch zu klein. Und Heidelberg? „Heidelberg ist tot“, findet Christoph, „und außerdem viel zu elektrolastig.“
Für die Zukunft soll der Bandname Programm sein. Oder, wie Christoph es formuliert: „Am wichtigsten ist, sich große Schwingen anzuhängen und so nah wie möglich an die Sonne heranzufliegen.“
von Janina Schuhmacher