Ein Kommentar.
Der Kampf um das „Brass Monkey“ ist zu Ende. Was bleibt ist ein Trümmerfeld. Freuen kann sich darüber niemand, denn neben Wirtin und Besuchern sollten sich auch Stadtverwaltung und Eigentümer als Verlierer fühlen. Für die Pächterin Karen Wilkinson hat die juristische Niederlage natürlich die gravierendsten Auswirkungen. Wegen eines einzigen, schon lange weggezogenen Klägers, muss die Mutter eines zwölfjährigen Sohnes um die Existenz ihrer Familie bangen. Nach fast 20 Jahren, soll sie nun einfach ihren Arbeitsplatz verlassen und sich eine neue Bleibe suchen.
Für eine Frau wie Wilkinson, eine der wenigen Wirtinnen in Heidelberg, die ihre Kunden noch wie echte Gäste behandelte und nicht nur auf deren Geldbeutel schielte, muss das besonders schmerzhaft sein. Ihr „Brass Monkey“ vermittelte noch immer den eigentlichen Sinn einer britischen Tradition: der Pub als ausgelagertes Wohnzimmer. So etwas wird der lokalen Kneipenszene fehlen.
Auch der Vermieter Uwe Beisel wird wohl bald erkennen, was er an diesem Irish Pub hatte. Der Rechtsstreit offenbarte einen raffgierigen Eigentümer, dem es mehr um hohe Gewinne, als um beständige Einnahmen geht. Es ist davon auszugehen, dass potenzielle Nachfolger den Prozess genau beobachtet haben und sich zweimal überlegen werden, bei ihm ein Lokal zu pachten. In den nächsten Sommermonaten, also der Hochphase des Heidelberger Tourismus, wird die Kneipe an der Alten Brücke erst einmal leer stehen. Davon hat niemand etwas.
Und auch die Stadtverwaltung muss sich den Vorwurf gefallen lassen, sich nicht vor ihre Gastronomie gestellt zu haben. Die ewig unzufriedenen Altstädter werden nach ihrer Sperrzeiten-Niederlage nun ihre Chance wittern. Dabei verlässt mit dem „Brass Monkey“ eine der unproblematischsten Kneipen die Altstadt. Liest man die Anzeigen-Bilanz der Polizei findet man für das Jahr 2014 eine verstörende Zahl: Null!
von Felix Hackenbruch