Auch nach vier Jahren profitieren nur wenige Studenten vom Deutschlandstipendium.
Die neuen Zahlen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung haben erneut Kritik am Deutschlandstipendium aufkommen lassen. Unabhängig vom Einkommen werden die Stipendiaten des 2011 von der schwarz-gelben Regierung ins Leben gerufenen Programms mit 300 Euro im Monat gefördert. Eine Hälfte finanziert dabei der Bund, die andere wird von privaten Geldgebern getragen, welche von den Universitäten akquiriert werden. Das Programm honoriert in erster Linie Studenten, die ausgezeichnete Studienleistungen vorweisen können. Auch gesellschaftliches Engagement und besondere Lebensumstände fließen bei der Auswahl mit ein, welche die Universitäten selbst treffen.
Von Beginn an stand das Projekt unter einem schlechten Stern. Nachdem ursprünglich bis zu acht Prozent der Studenten von dem Programm profitieren sollten, wurde die Zielmarke auf zwei Prozent korrigiert. Nach nun vier Jahren förderte das Deutschlandstipendium 22 500 Studenten im Jahr 2014, das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr, jedoch nur etwa 0,8 Prozent der Gesamtheit.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund plädiert für eine Einstellung des Programms. Selbst das korrigierte Ziel von zwei Prozent liege in weiter Ferne. Einen weiteren Kritikpunkt stellen die hohen Verwaltungskosten dar. Diese konnten nach Angaben des Bundesrechnungshofs zwar von anfänglichen 47 Prozent auf rund 21 Prozent im Jahr 2013 gesenkt werden, liegen jedoch weiterhin über den vom Bundesrechnungshof geforderten 10 Prozent, welche als Voraussetzung für eine langfristig wirtschaftliche Umsetzung anzustreben seien. Zudem wird die ungleiche Förderung einzelner Fachrichtungen bemängelt. Insbesondere Ingenieurs-, Rechts-, Wirtschafts- und Naturwissenschaftler profitieren von dem Stipendium.
Auch der Bundesverband Campusgrün sieht das Projekt als gescheitert an und im hohen Einfluss der privaten Mittelgeber einen zentralen Konstruktionsfehler. „Über das Deutschlandstipendium können Unternehmen einen großen Einfluss auf Studierende gewinnen“, so Sprecherin Ricarda Lang. Sie kritisiert die Leistungsfokussierung des Stipendiums, welches jedoch ein grundlegendes Problem vieler Programme sei. Statt Elitenförderung sollten die Mittel in das BAföG überführt werden. „Das derzeitige Stipendiensystem in Verbindung mit einem mangelhaften BAföG zementiert Ungerechtigkeiten im Bildungssystem. Der einzige Ausweg ist hier eine bedarfsdeckende und elternunabhängige Studienfinanzierung für alle“, so Lang weiter. Die Bundesregierung hält weiterhin an dem Programm fest.
von Jesper Klein