Der streitbare Literaturkritiker Denis Scheck war zu Gast bei der Premiere von „Querfeldein“ in Heidelberg.
Der aus der ARD-Sendung „Druckfrisch“ bekannte Denis Scheck ist ein Mann klarer Worte. Als Schüler sei er ein Arschloch gewesen, resümiert er trocken. Dabei hatte der junge Scheck bereits einiges vorzuweisen, gründete er doch schon mit 13 Jahren die Literaturzeitschrift Newlands. Nun war der 50-Jährige bei der studentischen Initiative „Querfeldein“ zu Gast. Deren Anliegen ist es, mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens abseits konventioneller Wege in Kontakt zu treten. Das Format ist eine Mischung aus Interview, Lesung und munterem Beisammensein. Scheck war der Premierengast und hatte einiges zu erzählen.
Die Studenten Hanna Miethner, Christina Deinsberger und Kai Gräf führten souverän durch den unterhaltsamen Abend und brauchten Scheck lediglich verbal an der richtigen Stelle anzustupsen, um eine Anekdoten-Lawine ins Rollen zu bringen. Der gebürtige Schwabe entpuppte sich in der Folge als großer Fan Donald Ducks, den er zu Ehren der Übersetzung von Erika Fuchs konsequent deutsch ausspricht. Diese verewigte ihn quasi im Gegenzug als Besitzer der „Spielwarenhandlung Scheck“ in Entenhausen. Ebenso hat der aktuelle Preisträger des „Champagne-Preises für Lebensfreude“ eine Affinität zu gutem Essen. Mit seiner Frau mache er gerne Wurst selbst; Kochbücher verglich Scheck aufgrund ihrer Bildhaftigkeit mit Pornos. Es ist nur ein Bruchteil dessen, was er in amüsantem Plauderton und stets wortgewandt ausbreitete.
Nach einem klassischen Interview durfte das Publikum Schecks Verrisse den passenden Autoren zuordnen und mit roten und grünen Karten abstimmen – ganz nach dem Prinzip der Fernsehshow „Zimmer frei!“. Am Ende des Abends beantwortete Scheck schriftlich formulierte Fragen aus dem Publikum. Dies war zwar Teil der Veranstaltung, hätte jedoch durchaus stärker eingebunden werden können.
Dass Scheck eine kontrovers diskutierte Persönlichkeit ist, zeigte sich im Jahr 2013. Als zwei Verlage das Wort „Neger“ aus Kinderbuchklassikern strichen, moderierte er einen Teil seiner Sendung mit schwarz angemaltem Gesicht – mehr spontan als geplant. Die Aktion schlug hohe Wellen, stellte Scheck als vermeintlichen Rassisten dar. Seinen Standpunkt, dass man nicht ohne Weiteres in ein Kunstwerk eingreifen und es auf diese Weise zensieren dürfe, vertrat Scheck auch in Heidelberg leidenschaftlich.
Mitgebracht hatte der Literaturkritiker eine Auswahl besonders misslungener Werke. Ruth-Maria Kubitschek bezeichnete er nicht zum ersten Mal als „vollkommen durchgeknallte Esoterikschlampe“. Oliver Kahn und Hape Kerkeling kommen zumindest als Autoren ebenso schlecht weg. Scheck macht keinen Hehl daraus, dass er von Bestseller-Literatur allgemein wenig hält – sie zu lesen sei häufig Zeitverschwendung.
Die Frage, ob er Thomas Manns „Zauberberg“ oder Goethes „Faust“ zur Lektüre auf eine einsame Insel mitnehmen würde, bringt den sonst stets Schlagfertigen dann doch ins Grübeln. Auch wenn Scheck schließlich Goethe wählt, Manns Klassiker wie gefordert in die sonst obligatorische Tonne zu werfen, ist dem Fachmann dann doch zu viel.
von Jesper Klein
Das ist hart jemanden so zu nennen. Bücher gibt es die nicht gerade gut sind, aber das kann man auch freundlicher sagen.
Lg Lisa