„Jurassic World“ bringt die Dinosaurier wieder zurück auf die Leinwand.
In einer Kinowelt, in der Filmemacher immer kreativere Mutationen erschaffen, mutet es angenehm nostalgisch an, wenn altbekannte Urzeitechsen auf Menschenjagd gehen. „Jurassic World“ ist der vierte Teil der Dinosaga und ein Kassenschlager. Das Remake des ersten Teils kommt dreidimensional und in neuem Gewand daher. Doch Regisseur Colin Trevorrow trifft einige falsche Entscheidungen.
Der Vergnügungspark „Jurassic World“ lockt massenweise Touristen auf die fiktive Insel Isla Nublar. Die Brüder Gray und Zack besuchen ihre Tante Claire (Bryce Dallas Howard), Leiterin des Themenparks, welche jedoch kaum Zeit für sie findet. Derweil macht sich die neue Attraktion des Parks, der genmanipulierte Riesensaurier Indominus Rex, selbstständig. Der ehemalige Navy-Soldat Owen Grady (Chris Pratt) und Tante Claire müssen die entlaufenen Kinder vor dem Untier retten.
Als erste Fehlentscheidungen erweisen sich die schwache Charakterzeichnung sowie die Besetzung. Chris Pratt ist als Held die personifizierte Verkörperung cineastischer Leere und beliebig austauschbar. Tante Claire ist ebenso wenig sympathisch wie die beiden nervtötenden Neffen. Die flachen und bedeutungslosen Dialoge platziert Trevorrow als Beziehungsgeplänkel in durchaus packenden, vorwärtsdrängenden Actionsequenzen. So müssen Claire und Owen auf der Suche nach den Kindern mit ein paar platten Worten auch noch ihr persönliches Verhältnis klären. Als wäre das nicht banal genug, stört es überdies den erzählerischen Fluss. Häufig palavern die Protagonisten einfach so lange, bis der nächste Dino um die Ecke kommt. Seine besten Momente hat „Jurassic World“, wenn niemand redet.
Dass sich der Indominus Rex dank Tintenfisch- und Laubfroschgenen tarnen kann und vor Wärmebildkameras unsichtbar ist, ist zweifelsohne absurd. Den Vogel schießt Trevorrow ab, als er einen Tierpfleger beim Versuch ein entlaufenes Schwein einzufangen, slapstickhaft in das Dinogehege katapultiert.
Geglückt ist dagegen die optische Modernisierung. Die 3D-Effekte werden keineswegs zur bloßen Horror-Schau verwendet, auch die liebevolle Gestaltung der Insel überzeugt. Zudem ist die Thematik nicht zwingend zum Scheitern verdammt: Eine dosierte Portion nostalgischer Grusel und die annehmbare, wenn auch überladene Adaption der Handlung stellen ein taugliches Fundament dar. Über die allgemeinen Defizite kann das allerdings nicht hinwegtrösten. Am Ende mangelt es an grundlegendem Handwerkszeug.
von Jesper Klein