Jeden Dienstagabend wird im DAI diskutiert. Auf Englisch.
Steven Bloom leitet die Sitzung mit einem freundlichen „Hallo und guten Abend“ ein. Haben menschliche Wesen eine Seele? Kann es einen Dialog zwischen verschiedenen Religionen geben? Können offene Ehen funktionieren? All das sind Themen, zu denen die meisten von uns eine Meinung haben. Bei der English Language Discussion Group wird jeden Dienstag um 18 Uhr im Deutsch-Amerikanischen Institut (DAI) über genau das debattiert und diskutiert, gestritten und übereingestimmt.
Bloom erklärt in kurzen Worten das zu besprechende Thema, das man auch im Terminkalender auf der Internetseite des DAI finden kann, und versucht, es mit persönlichen Anekdoten oder einfachen Fakten einzuleiten. Dann geht es reihum und jeder darf sich vorstellen und über eigene Erfahrungen zum Thema berichten. Bei einer kontroversen Frage wie „Gibt es Argumente gegen die Homosexuellen-Ehe und wenn ja, welche und warum?“ wird schnell klar, dass die Meinungen und Erfahrungen der einzelnen Personen von Generation zu Generation weit auseinandergehen. Es fallen dann schon einmal problematische Sätze wie: „Ich denke, homosexuelle Menschen besitzen weniger Verantwortungsbewusstsein.“ Dies wirkt auf Studenten, die mit einer mehr oder weniger toleranten Denkweise groß geworden sind, zunächst etwas befremdlich.
Doch genau das macht die English Language Discussion Group für Studenten so interessant. Es sind eben nicht nur Gleichaltrige in der Runde vertreten, die in etwa alle dasselbe denken. Im Gegenteil: Es finden sich dort viele Leute ein, die aus einer ganz anderen Kultur und Zeit stammen und deshalb die entsprechende Sichtweise und vielleicht auch Vorurteile in die Diskussion einbringen – ob sie diese nun selbst vertreten oder nicht. Dass es nach solchen Sätzen auch einmal etwas lauter werden kann, ist zu verstehen. Bloom versucht dann mit viel Humor und ohne sich auf eine Seite zu stellen, die Diskussion weiter voran zu treiben. Er versucht nicht, Partei zu ergreifen, was nach 35 Jahren Leitung und vielen bizarren Aussagen wohl gar nicht so einfach ist.
„Das hier ist eine Diskussionsrunde und keine Selbsthilfegruppe“, wirft er zwischendurch schmunzelnd ein. Die Themen wählt er nach Aktualität aus. So wurde passend zum 4. Juli über die USA und ihren Status in der Welt gesprochen. Nachdem Bloom zuerst in New York lebte, kam er nach Heidelberg und rief diese Gruppe selbst ins Leben.
Donnerstags trifft sich ebenfalls unter seiner Leitung die Video Discussion Group. Dort werden Filme oder Reportagen zu einem Thema angeschaut. Doch wie einer der Diskussionsteilnehmer zum Schluss noch erwähnt: „Wenn man einfach nur reden will und was zu sagen hat, dann ist es dienstags besser.“
von Deborah Hanking-Evans