„Schön, aber unwichtig“ heißt es oft über Geisteswissenschaften. Sollte man lieber für den Markt studieren?
[box type=“shadow“ ]Pro
Legt Eure Arroganz ab, liebe Geisteswissenschaftler. Ihr fühlt Euch erhaben über die Juristen und Betriebswirte, weil Ihr etwas studiert, das Euch interessiert, ungeachtet der Tatsache, ob Euch dieses Studium Qualifikationen verschafft, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Den anderen wird vorgeworfen, es ginge ihnen nur um Geld und Prestige, nur man selbst habe wahre Begeisterung für die Materie. Aber kann man Euch das verübeln? Schülern wird beigebracht, etwas zu erlernen, das ihnen Spaß macht, dann sei man auch gut darin. Leider genügt Qualität oft nicht, gerade in geisteswissenschaftlichen Fächern. Viele Akademiker mit ausgezeichneten Noten und interessanten Lebensläufen suchen lange nach einer Anstellung. Nicht selten landen sie dann in einem Job, der weder etwas mit ihrer Qualifikation, noch mit ihren Interessen zu tun hat. Glück geht wohl anders. Angesichts des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels tragen wir die Verantwortung dafür, nicht nur unseren Geist, sondern auch die Stärke unserer Wirtschaft lebendig zu halten. Dies ist kein Aufruf, die eigenen Interessen zu ignorieren. Vielmehr sollte man neben dem Bauchgefühl auch den Kopf benutzen, die Arroganz ablegen. Wer sich dann noch sicher ist, das berufliche Risiko in Kauf nehmen zu wollen, hat sich ein geisteswissenschaftliches Studium tatsächlich gut überlegt. Aber man sollte nicht vergessen: Gemessen an der Zeit, die wir im Beruf verbringen, ist die Zeit an der Uni verschwindend gering.
von Hannah Kapfenberger[/box]
[box type=“shadow“ ]Contra
„Und was willst du dann damit machen?“ Sehr oft bekommen Studenten geisteswissenschaftlicher Fächer diese Frage zu hören und sehr oft wissen sie nicht, was sie darauf antworten sollen. Häufig schwingt in dieser Frage der Vorwurf mit, dass man ja etwas studiere, das nicht gebraucht werde und wofür es keine Jobs gebe. Es ist allerdings fatal, sein Studienfach allein nach dem auszuwählen, was vermeintlich auf dem Arbeitsmarkt gebraucht wird. Die unvorhergesehenen wirtschaftlichen Krisen der letzten Jahre haben schließlich gezeigt, wie wenig Verlass auf den Markt ist. Es ist gut möglich,+ dass eine Fachrichtung nach den Jahren des Studiums plötzlich nicht mehr gefragt ist. Stattdessen sollte man sich bei der Studienwahl auf sein Bauchgefühl verlassen. Dem Interesse folgen. Interesse lässt Motivation und Durchhaltevermögen entstehen, um sich in ein Fach einzuarbeiten. Interesse sorgt dafür, dass bei der Arbeit Freude aufkommt. Interesse bringt aber vor allem Kreativität, die wiederum Mut gibt neue Denkwege einzuschlagen. Unsere Gesellschaft braucht keine Menschen, die brav und gelangweilt das reproduzieren, was sie in ihrem marktkonformen Studium gelernt haben. Vielmehr braucht unsere Gesellschaft eben solche, die kreativ hinterfragen, innovative Ideen und neuartige Lösungsvorschläge zu Tage bringen. Und hier haben gerade Geisteswissenschaftler, die von Anfang an lernen, dass sie ohne den Blick nach links und rechts zu anderen Fachrichtungen nicht auskommen, einen Vorteil!
von Anna Maria Stock [/box]
Schade, dass dieser „Schlagabtausch“ in seinen Argumenten eher flach bleibt. Man hätte weitaus differenzierter über den Nutzen oder Nichtnutzen der Geisteswissenschaften streiten können und sich nicht allein auf die Jobperspektive direkt nach Ende des Studiums beschränken können.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat sich auch schon intensiv mit der Frage auseinandergesetzt:
http://www.kas.de/wf/de/33.12338/
http://www.kas.de/wf/de/33.12307/