Nicht zu Unrecht gilt Kendrick Lamar aus Compton, Kalifornien als der Hoffnungsträger des amerikanischen Hip Hop. Wo sich viele Newcomer mit ihrer Mainstream-Musik schon zufrieden geben und sich auf ihren Millionen ausruhen, geht Kendrick Lamar einen anderen Weg – der Musik wegen. Mit hohen Erwartungen blickten die Kritiker auf sein neues Album To Pimp A Butterfly. Und sie wurden nicht enttäuscht.
Um was geht es in To Pimp A Butterfly? Das beherrschende Thema des Albums ist das Rassenproblem der USA zwischen Schwarzen und Weißen. Am stärksten zeigt sich das im Lied The Blacker The Berry. Die Stimme klingt laut, wütend, aggressiv – jeglichem Frust wird in dem Lied freien Lauf gelassen. „Es ist offensichtlich, dass ich für die Gesellschaft irrelevant bin. Dass ist das, was ihr mir erzählt, nur die Strafanstalt würde mich einstellen“, heißt es dort. Doch Kendrick Lamar schiebt die Schuld nicht alleine auf die weiße Bevölkerung. Er fragt sich auch, ob viele junge Afroamerikaner denn nicht genau das tun, was über sie gesagt wird: Drogen dealen, sich gegenseitig erschießen, dicke Autos fahren und Goldketten tragen. Mit dem Albumtitel kritisiert er die junge schwarze Rapper-Generation, die ihre Ideale vergessen hat. Sobald sie bei einem Major-Label unterschrieben haben, verlieren sie ihre Ziele, ihre Inspiration – die Butterflys, die Kunstwerke, die sie einst waren, sind von den Label-Besitzern für den Kommerz „gepimped“ worden.
Wie klingt To Pimp A Butterfly? Wer Hip Hop für die Disko sucht, ist hier falsch. Die schweren, dunklen, teilweise souligen Beats passen zu den ernsten Texten. Die 16 Lieder des Albums sind gespickt mit Gedichten, Interviews und immer wiederkehrenden Dialogen und Monologen mit verschiedenen Alter Egos von Kendrick Lamar. Mit To Pimp A Butterfly ist ein Hip Hop Album auf dem Markt, das wahnsinnig düster daherkommt, auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig ist, aber vor lauter sozialkritischer intelligenter Texte förmlich explodiert.
von Niklas Feil