Tag der Bibliotheken? Über 3.000 Datenbanken, an die 100.000 laufende elektronische Zeitschriften, mehr als eine halbe Million E-Books und dazu seit diesem Semester die Online-Anmeldung für Studierende – wenn die Universitätsbibliothek Heidelberg so viel Information zeit- und ortsunabhängig im Netz bereitstellt, wofür braucht man sie dann noch, außer für die Bereitstellung digitaler Inhalte?
Diese Frage hört man öfter, wenn über die Expansion der digitalen Informationsangebote gesprochen wird. Und in der Tat machen nicht nur die Studenten und Wissenschaftler der Universität vom elektronischen Angebot der UB Heidelberg regen Gebrauch, sondern auch wissenschaftlich Interessierte aus aller Welt. Letztere können zwar nicht auf die von der UB exklusiv für Universitätsmitglieder lizenzierten Quellen der großen Verlage zugreifen, wohl aber auf die vielfältigen Texte und Bilder, die die UB zur weltweiten Nutzung im open access anbietet. Dazu zählen die 24.000 Dokumente auf den Dokumentenservern, die 400.000 Bilder in der Heidelberger Bild- und Multimediadatenbank heidICON, aber auch die Digitalisate der kostbaren mittelalterlichen Handschriften, die die UB neuerdings in Zusammenarbeit mit Philologen zu Digitalen Editionen aufbereitet. So stehen etwa die 24 Handschriften des mittelalterlichen Lehrgedichts „Der Welsche Gast“ (Thomasin de Zerklaere, 1215/16) im digitalisierten Original mit Transkription, Übersetzung, tiefenerschlossenem Text und Bildschmuck im open access zum Studium am Bildschirm zur Verfügung. Im vergangenen Jahr 2014 verzeichnete das reiche elektronische Angebot der Universitätsbibliothek Heidelberg einschließlich der 4,2 Millionen digitalisierten Images eine Nutzung von 9 Millionen Downloads weltweit.
Da könnte man auf die Idee kommen, dass der prachtvolle Durm’sche Bau, der dieses Jahr sein 110-jähriges Bestehen feiert, ein beschaulich-museales Dasein führt. Aber nein! Im letzten Jahr registrierte die UB 1,5 Millionen Ausleihen auf den Printmedienbestand und 2,3 Millionen Besuche, das klassische Bibliotheksgeschäft floriert also nach wie vor. Und die Eröffnung der neuen Lesebereiche im Juli diesen Jahres mit 1.000 Leseplätzen, 18 Einzelarbeitskabinen und 19 Gruppenarbeitsräumen im Triplex-Anbau hat die Anziehungskraft der Universitätsbibliothek noch einmal erhöht.
So prosperiert die Universitätsbibliothek Heidelberg regional als zentraler Lernort der Ruperto Carola genauso wie auf internationalem Parkett, in der digitalen Welt. Die älteste und eine der größten Universitätsbibliotheken Deutschlands ist ein Flaggschiff der europäischen Bibliotheken – und sie ist stolz darauf, nicht nur heute, am Tag der Bibliotheken.
Rike Balzuweit, Stv. Direktorin, UB Heidelberg