Die alten Qualitätssicherungsmittel werden umgeschichtet und alle Fächer müssen kürzen.
Nun sind die Kürzungen da: Weil das Land Baden-Württemberg die ehemaligen Qualitätssicherungsmittel (QSM) in die Grundfinanzierung der Universitäten überführt hat, sind nun auch die Fakultäten der Uni Heidelberg zu Einsparungen gezwungen. Dabei werden die Mittel, die ursprünglich als Ausgleich zu den wegfallenden Studiengebühren eingeführt wurden, durch den neuen Hochschulfinanzierungsvertrag sogar aufgestockt – doch die Verteilung hat sich geändert und das Geld muss nicht mehr zwingend für Studium und Lehre ausgegeben werden. Das Rektorat behält einen größeren Anteil der gesamten circa 14,5 Millionen Euro als zuvor. „Abzüglich von 3 Millionen Euro zur Deckung der Haushaltslücke im Zentralhaushalt gehen die ehemaligen QSM nach dem Prinzip ‚Geld folgt Kopf‘ an die Fakultäten“, erläutert Beatrix Busse, Prorektorin für Studium und Lehre. Diese Lücke hatten unter anderem steigende Energiekosten gerissen – ein Umstand, der den Rektor im vergangenen Jahr noch befürchten ließ, Schließungen im Umfang einer ganzen Fakultät in Kauf nehmen zu müssen. Nun seien die Einschnitte nach Aussage von Busse zwar minimiert, doch dafür treffen sie alle Fakultäten. Besonders stark sind die Konsequenzen an den kleineren Instituten, die generell mit einem geringeren Budget auskommen müssen.
Zahlreiche Fachschaften berichten von Kürzungen in unterschiedlichen Bereichen. Zu den Leidtragenden gehören etwa Studierende, die abends oder am Wochenende Bibliotheken nutzen möchten. Mehrere Fachbereichsbibliotheken schließen nun früher als bisher. Die Bibliothek der Theologischen Fakultät musste ihre Öffnungszeiten um 14 Prozent verkürzen. Ähnliches betrifft die Fächer in Bergheim. Die Campusbibliothek schließt werktags bereits um 22 Uhr, also zwei Stunden früher als zuvor.
Auch Tutorien und Lehraufträge leiden unter den Kürzungen. Die Fachschaft des Romanischen Seminars meldet, dass die Ersti-Einführung und die studentische Studienberatung des Seminars wegfallen. In der Ethnologie fielen die Tutorien bis auf die des ersten Semesters vollständig dem Rotstift zum Opfer. Die Kunstgeschichte ist ebenso betroffen: „Da Exkursionen inhaltlich nötig und nach Studienordnung verpflichtend sind, drohen hier höhere finanzielle Belastungen für die Studierenden“, heißt es in einem Statement der Fachschaft.
Auch die Naturwissenschaftler werden nicht verschont: In der Chemie stehen weniger Übungsgruppen zu Vorlesungen zur Verfügung. Teilweise gibt es nur noch eine Plenarübung pro Vorlesung.
Ein Lichtblick: Mehrere Institute verfügen noch über Rücklagen und sind von Kürzungen vorerst weniger betroffen. Dies gilt für Germanistik und Psychologie.
Den Kürzungen entgegen steht die Möglichkeit für die Fakultäten, mit den Nachfolgemitteln nun unbefristete Stellen für Dozenten einzurichten. Dies war mit den QSM nur befristet möglich. Auch die geplanten Infrastrukturmaßnahmen tragen nach Ansicht des Rektorats zur Studienqualität bei. „Die Qualität misst sich also nicht nur am einzelnen Euro, sondern an der Qualität der Maßnahmen“, ist sich Beatrix Busse sicher.
Ein Teil des Geldes von umgerechnet 1,7 Millionen Euro pro Jahr wird nun eigenverantwortlich durch die Verfasste Studierendenschaft verteilt. Dieses Geld kann möglicherweise einige Kürzungen wieder ausgleichen (siehe hier). Dazu kommentiert Öffentlichkeitsreferent Lukas Hille: „Die VS hat mit ihrem Teil die Verantwortung für die Lehre übernommen, die Land und Rektorat mit dieser Änderung gerade nicht übernommen haben.“
Von Simon Koenigsdorff, David Wüstehube und Jesper Klein