Seit 20 Jahren ist das Karlstorkino fester Bestandteil des Kulturhauses Karlstorbahnhof. Dieser wird frühestens in zwei Jahren in die Südstadt ziehen – am liebsten mit dem Kino. Doch die Betreiber wehren sich. Soll die Kooperation weitergeführt werden?
Das Karlstorkino ist ein gut eingeführter Betrieb an seinem bisherigen Standort. Jährlich steigende Zuschauerzahlen und erfolgreiche Reihen wie „Filmtage des Mittelmeers“, Cine-Latino und Kino/Vino haben ein Stammpublikum generiert, das sich nicht nur mit dem Programm, sondern auch mit dem Ort des Kinos identifiziert. Das Karlstorkino hatte in den zurückliegenden Jahren konstant mehr als 20 000 Besucher. Neben dem „Montpellierhaus“, dem „Cinéclub“ und der „Ciné-fête“ arbeiten wir auch mit anderen Kulturvereinigungen, dem „Laureate Forum“ der Universität, sowohl mit städtischen Einrichtungen, wie auch mit studentischen Gruppen zusammen.
Beim Wegzug des Karlstorkinos besteht die Gefahr einer „kinofreien Zone“ in der Altstadt, da die Zukunft des „Gloria/Gloriette“ unsicher ist. Die Schließung des „Lux/Harmonie“ vor circa zwei Jahren machte bereits deutlich, dass dies zu einer Reduzierung auf eine „Feiermeile“ in den Abendstunden führen wird, wenn es auf Dauer kein qualitätsvolles Unterhaltungsprogramm in der Altstadt mehr gibt. Aus dem Spektrum der Bürgerinitiativen und -vereinigungen haben sich Linda, ILA und der SPD-Ortsverein Altstadt für einen Verbleib des Karlstorkinos in der Altstadt ausgesprochen. Das Karlstorkino ermöglicht den AltstädterInnen und den Altstadt-Besuchern einen ökologischen Kinobesuch. Vom Uniplatz aus fußläufig und mit dem Fahrrad, vom Bismarckplatz aus mit dem Bus und regional mit der S-Bahn ist das Karlstorkino in 15 bis 20 Minuten ohne lästige Parkplatzsuche zu erreichen.
Mehr als 4000 BürgerInnen haben sich mit ihrer Unterschrift für die Erhaltung des Karlstorkinos am bisherigen Standort eingesetzt. Der Altstadt-Bezirksbeirat hat einstimmig für den Verbleib am alten Standort votiert und eine Bürgerbeteiligung bei der Entscheidung über die Zukunft des Karlstorbahnhofs angeregt. Dies zeigt, dass es ein artikuliertes öffentliches Interesse am Verbleib des kommunalen Kinos am angestammten Platz gibt.
Beim Wegzug des Karlstorkinos besteht die Gefahr einer ,kinofreien Zone‘ in der Altstadt
Das „Medienforum“ ist mehr als das Karlstorkino. Die sogenannte Aktive Medienarbeit, die Filmschule „Kineskop“, ist ebenfalls ein Teilbereich des Medienforums. Hier werden zum einen filmgeschichtliche und -theoretische Aspekte in Seminarform aufgearbeitet, aber auch praktische Übungen mit der Kamera und am Schnittplatz mit SchülerInnen und Studierenden durchgeführt. Allerdings ist die Existenz der „Kineskop“ von einem funktionierenden Kino abhängig. Brechen diesem Zuschauerzahlen weg, wirkt sich dies auch auf die „Kineskop“ aus. Nur der Verbleib des Kinos am Standort sichert die risikolose Fortführung der Kineskop-Arbeit. Der Karlstorbahnhof bietet dem Medienforum einen optimalen Standort zur Erfüllung seiner kulturellen Aufgaben. Die Nähe zu seinen Kooperationspartnern in der Altstadt und die gute Erreichbarkeit sorgen für eine gute wirtschaftliche und inhaltliche Zukunft. Der Verbleib des Medienforums am bisherigen Standort bedeutet auch den verantwortungsvollen Umgang mit öffentlichen Mitteln. Eine sinnvolle und sachgemäße inhaltliche Konzeption für die weitere Entwicklung des Karlstorkinos am alten Standort bei „gleichzeitigem Umzug des Kooperationspartners Kulturhaus Karlstorbahnhof e.V.“, kann jedoch erst dann zielgerecht vorgelegt werden, wenn Informationen über die Nachnutzung des Karlstorbahnhofs vorhanden sind. Das Medienforum Heidelberg e.V. ist stets offen und konstruktiv für Vorschläge und gerne zu Gesprächen bereit. Selbstverständlich arbeiten wir auch mit allen Kräften an Konzepten, die unsere Arbeit für die Stadt sichert und gleichzeitig neue Ideen am „alten“ Standort beinhalten. Damit werden wir auch dem Gutachten „Kinostandort Heidelberg“, das vom Gemeinderat im Jahr 2011 in Auftrag gegeben wurde, gerecht und folgen seiner „Handlungs-Empfehlung“: „Eine attraktive Innenstadt braucht zukunftsfähige Kinos.“
Alle diese Gründe sprechen dafür, das Kino am angestammten Platz, im Karlstorbahnhof, zu belassen.