Gut ankommen nach der Party: Frauen-Nachttaxi senkt Preise, um wieder attraktiver zu werden.
[dropcap]D[/dropcap]as Frauen-Nachttaxi bietet seit 1992 eine sichere Heimfahrt. Dennoch sanken in den letzten Jahren die Fahrgastzahlen drastisch. Gab es 2010 noch 14 709 Fahrten, waren es 2014 nur noch 3227. Grund sei die Spaltung des Fahrpreises im Jahre 2011. Heidelbergerinnen, die im Besitz des Heidelbergpasses waren, zahlten weiterhin sechs Euro für eine Fahrt. Der Fahrscheinpreis für Normalfahrten erhöhte sich jedoch auf neun Euro, wodurch sich Kurzfahrten nicht mehr lohnten.
„Das hat dazu geführt, dass immer weniger Fahrten durchgeführt wurden“, sagt Eva Maierl vom Amt für Chancengleichheit. Als Reaktion darauf wurden im September die Preise gesenkt. Eine Fahrt kostet nun für alle nur noch sieben Euro. Außerdem bewilligte der Gemeinderat kürzlich Mittel für eine stärkere Öffentlichkeitsarbeit.
Zusätzlich zu neu entworfenen Postern machen sie nun auch in den sozialen Medien auf sich aufmerksam. So sollen gerade junge Frauen erreicht werden, von denen viele nicht wissen, dass das Angebot überhaupt existiert. Das Amt für Chancengleichheit rechnet fest damit, dass die Fahrgastzahlen nun wieder steigen werden.
Finanziert wird das Frauen-Nachttaxi von der Stadt und den teilnehmenden Taxiunternehmen. Auch deshalb ist ein Zuwachs an Nutzerinnen für den Bestand des Frauen-Nachttaxis wichtig, denn die Unterstützung durch die Politik ist auch von den verzeichneten Fahrten abhängig. Das Projekt stand schon einmal auf der Kippe, nachdem es sich als teurer als gedacht herausgestellt hatte.
Fahrtberechtigt sind Frauen und Mädchen ab 14 Jahren, die ihren Hauptwohnsitz in Heidelberg haben. Das Angebot gilt von 22 bis 6 Uhr innerhalb der Heidelberger Stadtgrenzen. Fahrscheine können im Voraus in den Bürgerämtern und im Rathaus erworben werden. Ein Frauen-Nachttaxi kann ganz einfach telefonisch gerufen werden, aber auch der Zustieg an der Straße ist möglich. In jedem Fall ist es wichtig, vor Fahrtbeginn zu klären, ob der Fahrer den Frauen-Nachttaxi-Schein akzeptiert. In der Gruppe kommt man in den Genuss des Sammelfahrtenvorteils: Mit einem Schein können bis zu vier Frauen fahren, sofern sie in die gleiche Richtung möchten. Außerdem warten die Taxifahrer, bis ihre Fahrgäste die Haustür erreicht haben.
Somit bietet das Frauen-Nachttaxi, gerade auch in der dunklen Jahreszeit, ein Stück Sicherheit. Anfang der neunziger Jahre kam es gehäuft zu Übergriffen auf Frauen im Neuenheimer Feld. Eine „Angstraum“-Studie von 1994 ergab, dass sich Frauen dort extrem unsicher fühlten. Ein Gefühl, dass auch heute noch viele Studentinnen kennen. Wer mit Freunden unterwegs ist, fühlt sich meist sicher. Doch auf dem einsamen Nachhauseweg sieht das oft anders aus. Wenn man hinter sich Schritte hört, wirft man einen nervösen Blick über die Schulter und erhöht das Tempo. Zuhause angekommen, überlegt man es sich vielleicht noch einmal, ob man am nächsten Abend so spät unterwegs sein möchte.
Die Studie ergab, dass Mädchen in ihrem Bewegungsraum eher eingeschränkt werden, wenn der Heimweg nicht gesichert ist. Gerade auch deshalb wurde das Frauen-Nachttaxi ins Leben gerufen. Denn, so Maierl: „Es geht um die gleiche Teilhabe von Mädchen und Frauen am öffentlichen Leben.“
Von Hannah Lena Puschnig
[box type=“shadow“ ]Ein Überblick auf das Angebot gibt es unter heidelberg.de/frauennachttaxi[/box]