Nach dem Rücktritt von Glenn Bauer hat die VS zwei neue Vorsitzende gewählt / Aufwandsentschädigungen beschlossen.
Der Studierendenrat der Uni Heidelberg (StuRa) hat am vergangenen Dienstag zwei neue Vorsitzende für die Verfasste Studierendenschaft (VS) gewählt. Louisa Erdmann und Pietro Viggiani leiten ab sofort die studentische Interessenvertretung. Die beiden Economics-Studierenden sind als Team angetreten und wurden jeweils mit deutlicher Mehrheit gewählt. In derselben Sitzung beschloss der StuRa auch eine Aufwandsentschädigung für den Vorsitz von 150 Euro pro Person und Monat.
Zwar hatten Louisa und Pietro ihre Kandidatur schon länger bekannt gegeben, doch war der Vorsitz zuvor für etwa eineinhalb Wochen unbesetzt: Der bisherige Amtsinhaber Glenn „Tenko“ Bauer sah sich Ende Oktober gezwungen, wegen Arbeitsüberlastung zurückzutreten. Sein Amt hatte er nach dem Rücktritt seiner Mitvorsitzenden Hera Sandhu etwa acht Monate lang allein ausüben müssen. Für sie und auch für Katharina Peters, eine weitere Amtsvorgängerin, war der hohe Arbeitsaufwand ein Rücktrittsgrund.
Seine „gesundheitliche Belastungsgrenze“ sei nun „endgültig ein Mal zu häufig überschritten worden“, so Glenn Bauer in seinem Rücktrittsschreiben. Nach eigenen Angaben betrug seine Wochenarbeitszeit zuletzt zwischen 20 und 40 Stunden. „Ich habe neben dem Studium noch einen Hiwi-Job für zehn Wochenstunden in der Institutsbibliothek“, erklärt der Japanologie-Student gegenüber dem ruprecht. Damit verschob sich die Zeit, in der er an Projekten, wie der Vergabe der neuen QSM-Mittel mitarbeiten konnte, meist bis in die Abend- und Nachtstunden. „Der einzige Grund, warum ich das so lange durchgehalten habe, ist, dass mir häufig andere Referenten unter die Arme gegriffen haben“, so Glenn weiter. Dass er sein Amt mit viel Engagement ausfüllte, bestätigt auch Lukas Hille, Öffentlichkeitsreferent der VS: „Er hat das nicht nur so nebenbei gemacht. Tenko hatte ein Bewusstsein für die Verantwortung des Vorsitzes.“
Der Rücktritt wirft die Frage auf, ob die generelle Arbeitsbelastung für den VS-Vorsitz zu hoch sein könnte. Dies verneint Glenn jedoch: „Prinzipiell bin ich da optimistisch. Als Team wird es eine bessere Arbeitsteilung geben, als bei mir acht Monate alleine.“ Es zeigt sich aber, dass viele Vorsitzende bereits vor der Entscheidung zwischen nötigem Nebenjob und Ehrenamt standen. Eine Lösung wären also Aufwandsentschädigungen – doch die Höhe sieht Glenn kritisch: „Den Gedanken finde ich gut, aber das wird das Problem nicht beseitigen, denn dafür kannst du keinen Minijob kündigen.“ Seinen Rücktritt sieht Glenn ausdrücklich nicht als Forderung nach einer Aufwandsentschädigung – dennoch hätte eine entsprechende Summe ihm ermöglicht, seinen Job zu kündigen und so die Belastung zu verringern.
Die beschlossene Entschädigung ist die zweite für ein zentrales VS-Amt: der Finanzreferent erhält inzwischen 300 Euro pro Monat. Ein so hoher Vorschlag für den Vorsitz fand jedoch keine Mehrheit. Eine vergleichbare Summe von mehr als 200 Euro (angepasst an die Lebensumstände) zahlt beispielsweise die VS der Uni Konstanz bereits seit längerem an ihre Vorsitzenden – doch auch hier ändert das nichts an der hohen Arbeitsbelastung insbesondere des Vorsitzes, wie dortige VS-Aktive bestätigen. Louisa und Pietro jedenfalls begrüßen die Aufwandsentschädigung, hätten das Amt aber auch ohne übernommen. „Es ist die Leidenschaft, die uns antreibt“, so Pietro.
von Simon Koenigsdorff