Blutige Schlachtszenen, das nebelige Gebirge Schottlands, blut- und dreckverschmierte Männer, die sich in Blutdurst aufeinander stürzen und vor allem ein Königspaar mit heftigen Psychosen. Das und mehr gibt es in der neuen Verfilmung von William Shakespeares „Macbeth“, gedreht vom australischen Regisseur Justin Kurze, zu sehen.
Seit über 400 Jahren wird Shakespeares „Macbeth“ nun schon gespielt, bereits 15 Mal wurde der Stoff verfilmt. Doch die Neuverfilmung ist keine moderne Adaption, die bloß etwas für Shakespearekenner und -liebhaber ist.
Zu sehen ist eine brutale, aber realistische Darstellung des mittelalterlichen Schottlands für die „Game of Thrones“–Generation in Kombination mit Shakespeares Originaltexten, welche über die düsteren Landschaften oder das blutige Gemetzel gesprochen werden.
Im Kopf bleiben aber vor allem Macbeth, der geblendet von Ruhm und Reichtum und angestachelt von drei Hexen sowie seiner Frau Königsmord begeht und Lady Macbeth, die herzlos und grausam ihren Mann zum Mord drängt.
Die drei Hexen prophezeien Macbeth, dass er zu erst Thane of Cawdor und dann König werden soll, während der Sohn seines Freundes Banquo und viele seiner weiteren Nachkommen ebenfalls Könige werden sollen. Als Macbeth dann wirklich den Titel des Thane of Cawdor erlangt gerät sein Ehrgeiz König zu werden so außer Kontrolle, dass er König Duncan grausam ersticht und so seinen Platz einnimmt. Ab diesem Zeitpunkt versinkt Macbeth immer weiter in Mordlust und Paranoia. Er tötet jeden, der sich ihm in den Weg stellt, selbst seinen Freund Banquo. Macbeth wird zu einem Tyrannen, der zwar vor keiner Brutalität mehr zurückschreckt, gleichzeitig aber durch seine Taten so sehr den Verstand verliert, dass er in Richtung Wahn kippt. Während Macbeth Gefallen am Morden entwickelt hat, verzweifelt Lady Macbeth, die hinter ihrer lächelnden Fassade stets Boshaftigkeit und Gier getragen hatte und zerbricht an ihren Taten.
Der Film stellt nicht nur den Aufstieg und Fall des Macbeth dar, sondern auch was der Krieg aus dem Menschen macht und was der Preis für Macht sein kann.
Michael Fassbenders (übrigens geboren in Heidelberg) in der Rolle des Macbeth und die Französin Marion Cotillard als Lady Macbeth stellen schauspielerisch die Abgründe des Menschen beeindruckend dar und nutzen vor allem Mimik, Stimme und Betonung, um Gefühle zu vermitteln. Gemeinsam wirken sie harmonisch, wahnsinnig und durch und durch böse, lassen aber trotzdem stets ein wenig Menschlichkeit hindurchschimmern.
Alles in Allem ein sehenswerter Film, trotzdem aber nichts für Jene, die keine sterbenden Kinder oder blutenden Eingeweide sehen wollen. Ein düsterer, brutaler Film, der Einblick in die Psyche eines Geisteskranken verschafft mit einer Thematik, die noch heute relevant ist. In der „Kamera“ und im „Gloria“ kann man den Film übrigens im englischen Original und mit deutschen Untertiteln sehen.
Von Elif Dabazoglu