Das neue Mathematikon wurde am 11. Dezember feierlich eröffnet. Hier werden ab Frühjahr Mathematiker und Informatiker forschen, lehren und lernen.
[dropcap]P[/dropcap]ünktlich zur Weihnachtszeit bekommt auch die Universität Heidelberg ein Geschenk, ein sehr großes Geschenk. Am 11. Dezember wurde das neue Mathematikon in der Berliner Straße feierlich eröffnet, welches Oberbürgermeister Eckart Würzner in seiner Rede als „Begeisterhaus“ bezeichnete.
Nach Baubeginn im Juni 2013 ist es nun endlich soweit: die Institute der Mathematik, der Angewandten Mathematik und der Informatik werden künftig unter einem Dach lehren, lernen und forschen. Bislang waren sie auf sechs Gebäude im Neuenheimer Feld verteilt. Auch das Interdisziplinäre Zentrum für Wissenschaftliche Rechnen (IWR) sowie das Heidelberg Collaboratory for Image Processing werden im neuen Gebäudekomplex untergebracht, genauer dem Bauteil A.
„Bereits bestehende Kollaborationen werden durch die geographische Nähe noch besser ausgestaltet werden können“, so Michael Gertz, Dekan der Fakultät für Mathematik und Informatik. Man könne beispielsweise einfach an Kolloquien anderer Fachbereiche teilnehmen. Auch für die Studierenden biete der Umzug ins Mathematikon erhebliche Vorzüge. Es werde für sie eine zentrale Anlaufstelle, „ein Zuhause werden“, sagt Gertz.
Ähnlich sieht es auch die Fachschaft Mathematik. „Dass sich nun alle wichtigen Stellen, wie Dekanat und Prüfungsamt unter einem Dach befinden werden, macht vieles einfacher.“ Außerdem hätte man aufgrund der Verteilung der Veranstaltungen über das ganze Neuenheimer Feld seine Kommilitonen abseits der Vorlesungen wenig zu Gesicht bekommen und keine gemeinsame Identität entwickeln können. Das soll sich jetzt ändern. Alles ist an einem Ort gebündelt; in jedem Stockwerk wird es ein paar studentische Arbeitsplätze für gemeinsame Projekte oder einen Plausch in der Mittagspause geben.
Das Mathematikon soll ein „neues Zuhause“ für Studenten werden.
Nichtsdestotrotz gibt es auch Nachteile beim Umzug in das Mathematikon. Zum einen wäre da die geringere Anzahl an Seminarräumen. Verschärft wird dies durch die Tatsache, dass die bisher benutzten für den Lehrbetrieb nicht mehr zur Verfügung stehen. Die 15 neuen Seminarräume im 5. Stock des Mathematikons sind zwar teilweise größer und besser an die Anforderungen einer Übung angepasst – eine sehr gute Medientechnik wurde mit eingebaut – aber insgesamt sind es weniger geben. Aus diesem Grund werden wohl in Zukunft einige Übungsgruppen auf zentrale Räumlichkeiten und Randzeiten ausweichen müssen. Zum anderen gibt es nur einen Hörsaal im Erdgeschoss. „Mehr und größere Hörsäle“ hätte die Fachschaft eingeplant, wenn sie beim Bau freie Hand gehabt hätte. Im Vorfeld des Baues fand eine intensive Zusammenarbeit mit Dekan und Fakultätsbeauftragten statt. „Diese haben versucht, unsere Anregungen in die Planungen miteinfließen zu lassen“, meinte die Fachschaft.
Darüber hinaus wird die Bereichsbibliothek Mathematik und Informatik mit der Bereichsbibliothek des IWR zusammengelegt. Daraus entsteht die neue Institutsbibliothek mit einigen Arbeitsplätzen, wodurch demnächst den Studenten ein „sehr gut ausgestatteter Bestand an Literatur zur Verfügung steht“, sagt Gertz. Darüber hinaus sind vier PC-Räume für Rechnerpools vorgesehen. Die Serverräume im Kellergeschoss werden voraussichtlich vom Universitätsrechenzentrum mitbenutzt werden.
Der tatsächliche Umzug wird im Frühjahr nächsten Jahres stattfinden. Die Vorbereitungen für den Umzug seien relativ problemlos verlaufen. „Die Fakultät hat uns zugesagt, ihr Möglichstes zu tun, dass der Umzug den Lehrbetrieb nicht beeinträchtigen wird“, erklärte die Fachschaft.
Danach darf sich die Fakultät am Weihnachtsgeschenk der Klaus-Tschira-Stiftung erfreuen. Diese widmet sich seit gut 20 Jahren naturwissenschaftlichen Projekten. Dass das Mathematikon eine Schenkung an die Uni ist, hält Gertz für unproblematisch. „Die Stiftung nimmt keinen Einfluss auf Forschung und Lehre. Ich würde mir wünschen, dass es mehr solcher Projekte in Deutschland geben würde.“
Von Hannah Kapfenberger und Monika Witzenberger