Vor 39 Jahren wurde eine Affenskulptur an der Alten Brücke aufgestellt. Eine ähnliche Figur gab es aber bereits im 15. Jahrhundert.
„Was thustu mich hie angaffen? Hastu nicht gesehen den alten Affen Zu Heidelberg sieh dich hin und her Da findest du wol meines Gleichen mehr“ – Dieses Gedicht wurde von Martin Zeiller im Jahr 1632 für eine ganz bestimmte Statue geschrieben: den Heidelberger Brückenaffen. Schon damals streckte er dem anderen Ufer sein blankes Hinterteil zum „kurpfälzischen Gruß“ entgegen. Bereits im 15. Jahrhundert beherbergte der hölzerne Vorgänger der heutigen Alten Brücke – die Neckarbrücke – einen Affen. Dieser begrüßte aus einem Turm von der gegenüberliegenden Seite der Stadt Neuankömmlinge, indem er sich an sein Hinterteil fasste, welches er in Richtung Kur-Mainz gestreckt hatte. Dies war eine polemische Anspielung darauf, dass ab der Brücke die Macht der Kurfürsten über der Macht der Mainzer Bischöfe steht. Der Affe verspottete diejenigen, die ihn betrachteten und war ein Sinnbild für Hässlichkeit und Lüsternheit. Im Jahr 1689 wurde der ursprüngliche Affe jedoch im pfälzischen Erbfolgekrieg im Neckar versenkt und nicht wiedergefunden. Kurfürst Karl Theodor ließ den Brückenaffen beim Bau der steinernen Brücke nicht wiederentstehen.
Erst 1977 stellt der Verein Alt-Heidelberg einen Wettbewerb aus, um den ursprünglichen Affen modernisiert darstellen zu lassen. Diesen Wettbewerb gewann Professor Gernot Rumpf mit seiner bronzenen Plastik. Die Existenz des Pavians an der Alten Brücke, den vor allem die asiatischen Touristen lieben, haben wir also ihm zu verdanken. Das maskenartige Gesicht des Affen eignet sich zum Hineinschlüpfen und Fotos schießen.Der Künstler Gernot Rumpf hat jedoch beim Erstellen der Figur weiter gedacht als nur an ein schönes Fotomotiv.
Heute, 39 Jahre nachdem er die Figur erstellt hat, beschreibt er seinen Affen so: „Man kann sich mit dieser Darstellung identifizieren. Man schlüpft ja selbst in die Rolle des Affen. In Martin Zeillers Gedicht heißt es ja selbst ‚Sieh dich hin und her da findest du wol meines gleichen mehr‘. Das bedeutet ‚Es gibt noch mehr Affen außer mir!‘ und diese Affen sind eben die Besucher, die den Affen ansehen und in ihn hineinschlüpfen.“
Der Affe hält den Menschen den Spiegel der Selbsterkenntnis entgegen und soll ihnen zeigen, dass auch sie ein „affenartiges Gesicht“ haben. Die kleinen Mausfiguren neben dem Pavian sind übrigens die Unterschrift des Künstlers. Sie sollen zudem an den ehemaligen Kornspeicher erinnern. Streicht man über die Mäuse, werde man viele Kinder bekommen. Streicht man über den Spiegel, erhalte man Wohlstand und streicht man über die ausgestreckten Finger der rechten Hand, komme man noch einmal zurück nach Heidelberg.
Von Elif Dabazoglu
Da wurde aber jemand ganz wichtiges vergessen zu erwähnen wenn man schon so einen neuen und aktuellen Artikel über mich schreibt… 🙁