Die Musiktherapie bietet alternative Behandlungsmöglichkeiten. Den ungewöhnlichen Studiengang kann man nur in Heidelberg studieren.
Medizin und Jura, das sind – um nur die bekanntesten zu nennen – Fakultäten, die untrennbar mit Heidelberg verbunden sind. Doch auch kleinere, vermeintlich unbekanntere Fächer verdienen Aufmerksamkeit.
Die SRH-Hochschule bietet seit 1979 den bundesweit einzigen grundständigen Studiengang der Musiktherapie an. Zentral an diesem Studiengang ist das innovative Core-Prinzip. „Core“ steht für Competence Oriented Research Education; den Studierenden soll ein praxisnahes und eigenverantwortliches Lernen ermöglicht werden. Dies gelingt vor allem durch die fakultätseigenen Lehrambulanzen und das Deutsche Institut für angewandte Therapieforschung.
„Der große Vorteil am Core-Prinzip ist die Aufteilung in fünfwöchige Unterrichtsmodule, die jeweils mit einer Klausur abschließen. Dadurch haben wir keine vollgestopfte Prüfungsphase“, findet Serey Mao. Sie studiert im fünften Semester Musiktherapie und ist studentische Sprecherin der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft (DMtG). Ein kleiner Nachteil sei lediglich, dass auch wirklich der komplette Stoff eines Moduls in fünf Wochen abgehandelt werden müsse, das erzeuge manchmal Hektik.
Voraussetzung für das dreieinhalbjährige Studium ist eine musikalische Grundausbildung. Die Hauptinstrumente im Studium sind Gitarre und Klavier. Wer diese noch nicht beherrscht, hat während des Studiums die Möglichkeit sie zu erlernen. Auch Gesangsunterricht sei sehr wichtig. „Die Stimme als Instrument hat man eben immer dabei“, meint Serey.
Anders als beispielsweise in geisteswissenschaftlichen Fächern kann man mit einem Bachelorabschluss problemlos als Musiktherapeut arbeiten. Arbeitsfelder gibt es viele: die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Arbeit mit Senioren oder Autisten.
Wer in die Forschung gehen möchte, muss allerdings noch ein einjähriges, forschungsorientiertes Masterprogramm abschließen. Wie eine Tätigkeit in der Wissenschaft aussehen kann, zeigt die Studie „Wired by Music“. Das Forschungsprojekt der SRH-Hochschule und des Universitätsklinikums richtet sich an depressive Jugendliche und erforscht die Auswirkungen von Musik auf die Psyche. „Im Gegensatz zu üblichen Psychotherapieverfahren ist Musik für junge Leute mit vielen positiven Assoziationen verbunden – darin liegt ein großes Potential“, erklärt die Koordinatorin der Studie, Josephine Geipel. Bisher gibt es kaum wissenschaftliche Studien in diesem Bereich. Dies galt bis vor wenigen Jahren auch für Studien mit unter Depressionen leidenden Erwachsenen. Erst in letzter Zeit fand man heraus, wie vielversprechend musiktherapeutische Angebote sein können. Symptome wie andauernd gedrückte Stimmung und die Tendenz zum sozialen Rückzug können durch die Musiktherapie gelindert werden. „Ein Ansatz der Musiktherapie geht davon aus, dass Betroffene, die sich aus ihrem Sozialleben zurückgezogen haben, durch die Musik ein nonverbales Kommunikationsmittel finden, das für sie oftmals eine bessere Alternative darstellt, als sprachliche Kommunikation“, erläutert Geipel. Im Bezug auf Jugendliche sollen Musiktherapien das Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein stärken. „Wired by music“ beinhaltet für die Teilnehmer zwölf Einzelsitzungen. Im Mittelpunkt steht die Bearbeitung dysfunktionaler Emotionsstörungen. Mittels Klavier, Gitarre und anderer Instrumente, aber auch Mikrofonen und Schlagzeugen sollen sich die Jugendlichen ihren Emotionen nähern.
Von Hannah Kapfenberger
[box type=“note“ ]Interessierte Probanden wenden sich an josephine.geipel@med.uni-heidelberg.de[/box]