Ist rein pflanzliche Ernährung ein Ding der Unmöglichkeit? Nein – mit diesen Tipps gelingt es auch in Heidelberg.
[dropcap]V[/dropcap]eganer sind dürr, blass und ernähren sich nur von Tofu. Trotz zahlreicher Vorurteile wie diesen, die in der Gesellschaft herumgeistern, entscheiden sich immer mehr Menschen dazu, völlig auf tierische Produkte zu verzichten. Das für manche noch Unvorstellbare, ist für andere längst zum Alltag geworden. Kein Fleisch, aber vor allem keine Milch zum Frühstück, kein Ei und Käse. Einfach erscheint das nicht. Dabei spricht viel für eine vegane Ernährung.
Gründe für eine vegane Ernährung: 98 Prozent des Fleisches in Deutschland stammt aus Intensivtierhaltung. Die Umstände, die dort herrschen sind – wie die meisten zwar wissen, aber nicht wahrhaben wollen – katastrophal. „Legehennen“ werden im Halbdunkeln gehalten und ihre Schnabelspitzen abgeschnitten, damit sie sich in den winzigen Drahtkäfigen nicht zu Tode picken. Bei der Zucht von Küken für die Eierproduktion werden die unerwünschten „Nebenprodukte“, die männlichen Küken, vergast oder zerhäkselt. Transportiert werden sie wie leblose Ware. Das enorme Leid, welches die Tiere dadurch erleiden, ist offensichtlich. Dazu kommen die hohen Emissionswerte, die durch die Massentierhaltung entstehen. Alles in allem sind das sehr überzeugende Gründe. Trotzdem stellt man sich die Umstellung auf eine vegane Ernährung schwierig vor. Diese Tipps können dabei helfen.
Hier kannst Du einkaufen: Kurz nachdem ihr den Entschluss gefasst habt euch vegan zu ernähren, stellt sich gleich die erste Frage: Was esse ich nun? Die Antwort lautet viel Obst und Gemüse! Die lassen sich natürlich in jedem Discounter finden, aber auch in Biomärkten wie „denn’s Biomarkt“ oder der „Alnatura“ in der Weststadt. Wer keine besondere Lust auf Einkaufen hat, kann auf der Hompage von „Dirks Bio-Kiste“ vorbeischauen. Dort gibt es nicht nur veganen Käseersatz oder Tofu, sondern auch für ungefähr 15 Euro wöchentlich eine Single Kiste mit regionalem Salat, Obst und Gemüse zu bestellen. Alles was noch für eine vegane Ernährung fehlt, lässt sich auf der Hompage von your-veggie-place finden. Dort gibt es nicht nur veganen Joghurt, Brotaufstrich oder vegane Sahne, sondern selbst veganes Hunde- und Katzenfutter. Abholstelle für die Bestellungen aus diesem Onlineshop ist das „Pirates“, ein veganes Lokal in der Nähe des Bismarkplatzes.
„Tausch’ es aus!“: Dass eine vegane Ernährung nicht abwechslungsreich sein kann, ist ein Mythos. Im Grunde lässt sich für jede tierische Zutat eine nicht-tierische Alternative finden. Butter kann durch rein pflanzliche Margarine ersetzt werden. Statt Kuhmilch kann Soja-, Reis- oder Hafermilch verwendet werden und statt Hackfleisch kommt Sojahack in den Einkaufswagen.
Ansonsten lassen sich in Biomärkten oder auf den genannten Internetseiten genug vegane Schnitzel oder andere Fleischprodukte finden. Wichtig ist vor allem, die Produkte verschiedenster Hersteller auszuprobieren, bis man seine Favoriten gefunden hat. Die Sojamilch des einen Herstellers kann ganz anders schmecken als die eines anderen. Beim Kochen wird man überrascht sein, wie viele vegane Rezepte und Varianten im Internet kursieren, die nur darauf warten ausprobiert zu werden.
Gleichgesinnte finden: Will man aber mal nicht selber kochen, gibt es genug Möglichkeiten auswärts zu essen. Das „Red“ in der Poststraße bietet vegetarisch-vegane Gerichte, zubereitet aus biologischen und regionalen Produkten. Die warmen und kalten Speisen sind an einem Büffet aneinandergereiht und kosten pro 100 Gramm 1,98 Euro. Auch „Vegan-in-Heidelberg“ trifft sich ab und an in diesem Lokal. „Vegan in Heidelberg“ ist eine Gemeinschaft, die vor allem aus jungen Leuten besteht und gegründet wurde, um Gleichgesinnte zu treffen und sich gegenseitig zu unterstützen. Jeden ersten Donnerstag des Monats trifft sie sich zu einem Stammtisch und freut sich dabei auch auf viele neue Gesichter. Nicht nur Veganer, sondern auch am Veganismus Interessierte können dort vorbeischauen oder an einer der Aktivitäten teilnehmen, die auf ihrer Facebookseite geteilt werden.
Das Problem mit dem Vitaminmangel: Der meist erhobene Einwand gegen Veganismus ist, dass sie nicht genug Vitamine zu sich nehmen. Grundsätzlich gilt, was auch für jede andere Ernährungsform gilt. Man sollte sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren. Es stimmt aber, dass das Vitamin B12 lediglich in tierischen Lebensmitteln vorhanden ist. Da diese aber für Veganer tabu sind, können sie an Mangelerscheinungen leiden. Diese Problematik wird jedoch einfach durch die direkte Zufuhr von B12 oder durch den Verzehr angereicherter Lebensmittel gelöst. Oft tritt ein Mangel an B12 auch bei Nicht-Veganern mit zunehmendem Alter auf. Eine vegane Ernährung kann sogar das Bewusstsein stärken, genug B12 zu sich zu nehmen.
„Gib nicht auf!“: Was abschließend gesagt werden kann: Niemals aufgeben! Selbst wenn die neuen Gerichte anfangs nicht so gut schmecken wie die alten. Der Geschmackssinn verändert sich nach ungefähr drei Monaten. Sind diese überwunden, geht alles gleich viel einfacher.
Von Elif Dabazoglu