Carl Zillich über die Zukunftsvision der Internationalen Bauausstellung.
Was ist die Internationale Bauausstellung (IBA)?
Carl Zillich: Die IBA Heidelberg ist ein Arbeitskreis, den die Stadt bis 2022 eingerichtet hat. Wir sind dazu da, in Heidelberg zu gucken, wie sich der Städtebau, die Architektur, die öffentlichen Räume verändern sollten, wenn wir das Thema „Wissensgesellschaft“ ernst nehmen wollen. Es wird immer gesagt, wir sind eine Wissensgesellschaft, Wissen ist unsere Ressource und wenn wir als Planer durch die Stadt laufen, merken wir, es ändert sich eigentlich gar nichts. Das Paradigma der modernen Stadt, die Funktionen zu trennen, hier das Wohnen, da das Arbeiten, hier den Verkehr, da die Erholung zu haben, ist immer noch in den Köpfen und Förderrichtlinien verankert.
Welche Vision hat die IBA vom zukünftigen Heidelberg?
Die Vision ist im Grunde die, dass man den Dreiklang aus dem Schloss, der Romantik und der Universität, der natürlich auch die Strahlkraft von Heidelberg ausmacht, noch ein bisschen besser spürt. Dass man dieses Schwangergehen mit den Wissenschaften noch etwas mehr spürt. Die Romantik und das Schloss sind ja da, aber dieses Weiterdenken, was das eigentlich für den Alltag der Menschen heißt, dass hier diese große Universität oder diese Wissensgesellschaften sind, fehlt. Wie können sich diese noch mehr mit der Stadt vernetzen, sodass mehr Begegnungsorte stattfinden? Da gibt es ja immer die Theorie, dass eben nicht im Labor die Innovation entsteht, sondern eher in der Kaffeeecke oder bei zufälligen Begegnungen. Deshalb braucht Heidelberg beides, es braucht ein Weiterbauen an diesen Exzellenzclustern, die es schon gibt, es braucht aber auch neue Orte, wo neue Arten von Begegnungen auch zwischen den verschiedenen Disziplinen stattfinden.
Und konkret im Rahmen der Konversion?
Die Stadt und die IBA begegnen sich da an einigen Stellen, um die Chance zu nutzen, dass ganze Stadtteile neu entstehen. Da haben wir jetzt vom Heidelberger Gemeinderat den Auftrag bekommen, für das Patrick Henry Village wirklich eine Zukunftsvision zu skizzieren.
Warum ist die IBA interessant für Studenten?
Wir haben die Studenten schon auf verschiedenen Ebenen eingebunden. Da gibt es überall bilaterale Berührungspunkte, wo wir durch Seminarbeiträge, Workshopbeiträge oder den Einladungen zu unseren Veranstaltungen viel miteinander zu tun haben. Das konkreteste Projekt wäre da das Collegium Academicum: 200 Menschen, Studierende, Doktoranden und Vorstudenten im Propädeutikum, die selbstbestimmt zusammen wohnen, leben und lernen wollen. Letztendlich sind wir da ganz glücklich, auf dem Hospital gelandet zu sein, wo die Stadt ein super Angebot gemacht hat, eine alte Immobilie zu übernehmen und auch einen Neubau zu realisieren.
Wenn wir vom Thema Konversion sprechen, ist auch diese Patton-Baracks-Geschichte eine, die die Studenten ganz stark angehen sollte.
Da plant die Stadt ein innovatives Gebiet, wo im Westen die großen Firmen, aber im Osten auch Start-Ups geplant sind. Da müssen die Studenten mit an vorderster Front dabei sein und sensibel dafür, wie Heidelberg sich nach Süden entwickelt, um sich da noch ein paar Quadratmeter zu sichern. Da muss man sich immer früh genug einmischen, damit man in Heidelberg vielleicht etwas Neues auftun kann.
Waren Sie bisher mit dem Interesse der Studenten zufrieden?
Es ist so, dass der Alltag an ganz vielen vorbeigeht, was die IBA betrifft. Diese ist ein Projekt, das tatsächlich ein bisschen abstrakt ist, weil es bis 2022 läuft, da sind die meisten Studenten schon wieder weg. Insofern sind wir immer offen, wenn Leute auf uns zu kommen und sagen, wo sich was ändern kann, wo sie eine Idee haben. Dann sind wir bereit, darüber nachzudenken, ob das realistisch ist und ob wir Unterstützung leisten können, dabei ist die Studentenschaft herzlich willkommen.
Das Gespräch führte Marie-Thérèse Roux