Der StuRa berät über eine Unterstützung für Geflüchtete an der Uni Heidelberg. Finanzielle Hürden beim Studienbeginn hält er für problematisch.
Mit bis zu 20 000 Euro soll der Studierendenrat der Universität Heidelberg (StuRa) in Zukunft geflüchtete Studierende unterstützen. Das geht aus einem Antrag hervor, den die studentische Linke (SDS) in den StuRa eingebracht hat.
„Unsere Idee war es, den Geflüchteten in der schwierigen Anfangszeit ihres Studiums zur Seite zu stehen“, begründet Lisa Glasner vom SDS den Antrag. Dadurch sollen finanzielle Barrieren an der Universität abgebaut werden, die sich durch Verwaltungsbeträge, Lernmittel und Ausstattung ergeben. Allerdings ist der genaue Bedarf noch nicht geklärt. Das Geld für die temporäre Unterstützung stammt aus dem allgemeinen StuRa-Haushalt. Dieser wird momentan nicht voll ausgeschöpft. Mit dem überschüssigen Geld will die SDS nun Flüchtlingen helfen. Die Referatekonferenz soll nun einen Vorschlag ausarbeiten. Dieser soll dem bereits vorhandene Notlagenstipendium ähnlich sein, das Studierenden in starken finanziellen Notlagen unter die Arme greift.
Die Kosten für Geflüchtete sind gerade am Anfang hoch
„Die Kosten für Geflüchtete sind aufgrund von Verwaltungsgebühren, Kautionen und Fahrtkosten gerade am Anfang besonders hoch“, bestätigt Benthe Kügler von der „Offenen Uni Heidelberg“. „Dementsprechend ist eine Starthilfe dringend notwendig, dennoch bedarf es auch Finanzierungsmodelle, die langfristig ausgerichtet sind.“
Bisher unterstützt der Staat Geflüchtete mit Bleibeperspektive durch BAföG. Zudem vergibt das Studierendenwerk einen Sozialbonus von etwa 40-80 Euro pro Semester auf die Mensakarte. Private Unterstützer bezuschussen Wohnheimkautionen. Ausgewählten Geflüchteten aus Syrien ermöglicht ein Stipendium vom Land Baden-Württemberg den kostenlosen Besuch des Internationalen Studienzentrums (ISZ). Etwaige Notsituationen können dabei besonders auftreten, wenn die erste BAföG-Rate verzögert eintrifft und die mit der Immatrikulation weggefallenen Sozialleistungen keine finanzielle Sicherheit mehr bieten können.
Häufig ergeben sich auch organisatorische und kulturelle Herausforderungen. Die Geflüchteten erhalten selten klare Informationen zu Studium oder Förderungen und stehen als Hoffnungsträger in der Familie unter Leistungsdruck, während sie sich in dem neuen, oft sehr verwirrenden Bildungssystem zurechtfinden müssen. Zudem wünschen sie sich häufig mehr und besseren Kontakt zur fremden Sprache und Kultur.
Hilfe kommt hier gleich von mehreren Seiten: So veranstaltet die Initiative „Offene Uni“ Heidelberg für Geflüchtete Vorträge und bietet Beratung an, um über organisatorische Fragen zu informieren. Sie hat zudem das Buddy-Programm initiiert, bei welchem Studierende sich mit Geflüchteten in Paaren zusammenfinden, um durch gemeinsame Aktivitäten das Ankommen an der Uni zu erleichtern.
Durch Hilfe bei Behördengängen, Besuch von Vorlesungen oder Freizeitaktivitäten trainieren sie die Sprache, schaffen Zugang zu Informationen und lernen jeweils die andere Kultur kennen. Ebenso engagieren sich Fakultäten der Universität Heidelberg mit ehrenamtlichen Dienstleistungen. Beispielsweise bietet die medizinische Fakultät Versorgungsleistungen an, das Institut für Dolmetschen Übersetzungsdienste, die juristische Fakultät Rechtsberatung und das Institut für Deutsch als Fremdsprache Sprachkurse.
[box type=“shadow“] Studium für Geflüchtete
Als Voraussetzung für einen Zugang zur Uni muss ein anerkannter Flüchtling Deutsch auf C1-Niveau beherrschen sowie mindestens eine Kopie einer Hochschulzugangsberechtigung vorzeigen. Individuell können die Kosten für den Zugang zur Uni variieren. Das ISZ bietet vom Integraprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes finanzierte Sprachkurse, Propädeutika sowie Kurse zum Erlangen einer äquivalenten Hochschulberechtigung an. Dabei werden die Flüchtlinge in internationalen Gruppen unterrichtet. Kursteilnehmer sind immatrikuliert und erhalten Schüler-BAföG. Zur Überbrückung der Zeit bis zu einer Immatrikulation können die Geflüchteten kostenfrei als Gasthörer an der Uni Heidelberg sowie an der PH Heidelberg ohne Scheinerwerb zumeist NC-freie Veranstaltungen besuchen. Die „Offene Uni Heidelberg“ fordert, dass Geflüchtete auch Scheine erwerben dürfen, um sie sich in einem späteren Studium anrechnen lassen zu können. [/box]
Von Livia von Oldershausen