Eine Heidelberger Initiative versorgt Flüchtlinge in Griechenland mit einer mobilen Suppenküche und Kleidung.
[dropcap]V[/dropcap]iele freiwillige Helfer aus Deutschland und anderen EU-Staaten machen sich auf den Weg zur Balkanroute, um den flüchtenden Menschen beizustehen. Kleine flexible Gruppen, die nicht an große Organisationen gebunden sind, aber helfen wollen. Dieser Bewegung schließt sich auch der in Heidelberg gegründete Verein „Soup and Socks“ (SaS) an, eine Gruppe junger Erwachsener, die mit ihrer mobilen Suppenküche warme Mahlzeiten zubereiten.
„Ende November fragte mich meine Mutter, ob ich mir vorstellen könnte, nach Griechenland zu fliegen und bei der Ankunft der Flüchtlinge zu helfen“, erinnert sich Manuel Seifried, einer der Gründer von „Soup and Socks“. Da begann es in Manuel zu arbeiten und er überlegte sich, wie er den Menschen in ihrer Not helfen könnte. Schließlich war es sein langjähriger Freund, Fabian Horsch, der die passende Idee hatte, die Flüchtlinge mit warmer Suppe zu versorgen. Vater Werner Horsch, Leiter eines Partyservice in Heidelberg, stellte der Gruppe zwei Transporter und die Kochausrüstung für große Portionen zur Verfügung. Mit Riesentöpfen und Gaskochern wurden die Fahrzeuge zu mobilen Suppenküchen ausgebaut. Die Helfer sind damit in der Lage, täglich 600 Portionen warme Suppe zuzubereiten. Doch bei der Suppe alleine wollte es das Team nicht lange belassen. „Der Nam ‚Soup and Socks‘ bildete sich, weil ich einmal gehört hatte, dass so gut wie keine Socken gespendet werden, obwohl sie eines der wichtigsten Kleidungsstücke für Menschen auf der Flucht sind“, erklärt Manuel. Die flüchtenden Menschen marschieren oft viele Kilometer durch die Kälte, und das nicht selten mit nassen Füßen. So begann die Gruppe, nebenher Socken zu sammeln.
Auch um die Finanzierung des gewagten Projekts musste sich gekümmert werden. Für das Erreichen ihrer Ziele kalkulierte das Team eine Summe von mindestens 7000 Euro ein. Zunächst sparte man selbst ein wenig und sammelte unter Freunden und Kollegen. Um das Projekt jedoch ein wenig professioneller anzutreiben, wurde auf der eigenen Homepage ein Spendenkonto eingerichtet. Das Projekt fand großen Anklang und nach kurzer Zeit war das geplante Budget erreicht. „Es war ein unglaubliches Gefühl zu erleben, wie schnell die Spenden bei uns eingingen und wie viele Menschen bereit waren, uns mit einem kleinen Beitrag zu unterstützen“. Es dauerte nicht lange, bis sich weitere Freiwillige dem Projekt anschlossen. „Das Schöne ist, dass wir nicht lange nach Teilnehmern suchen mussten und auch niemanden aktiv zur Teilnahme überredeten“, erinnert sich Manuel. Mittlerweile ist das Team von „Soup and Socks“ auf 14 Mitglieder angewachsen. Auch der Heidelberger Doktorand Sebastian Döring schloss sich der Gruppe an und war dabei, als es am 27. Dezember 2015 zur ersten Tour losging.
Mit zwei Autos voller Equipment, Zutaten und Motivation brach das Team von „Soup and Socks“ nach Griechenland auf. Während der Reise stehen die Helfer in regem Kontakt mit anderen Freiwilligen. So erfahren sie sehr zuverlässig, wo die derzeitigen Brennpunkte sind und können ihre Reise entsprechend anpassen. Die erste Station ist der Victoria-Square in Athen. Hier leben vor allem Menschen aus Marokko, Algerien und Iran, deren Heimat als sogenannte sichere Herkunftsländer deklariert wurden und deshalb nicht über die Grenze dürfen. Kaum ist das Team vor Ort, helfen sofort andere Leute mit. Viele unterstützen das Team beim Kochen, koordinieren die Schlange oder helfen beim Übersetzen. „Die Grenzen zwischen Helfer und Flüchtling sind irgendwann verschwunden“, erinnert sich Sebastian. „Viele kamen täglich, um unser Team zu unterstützen.“ Nicht selten fielen die Temperaturen auf zwei Grad Celsius herab. Da viele Flüchtlinge auf dem bloßen Boden schliefen, verteilten die Helfer und Helferinnen Decken.
Sie selbst waren während der Tour auf einem Campingplatz etwas außerhalb der Stadt untergebracht. Ein ganz besonderes Ereignis war der Abend vor Neujahr: Die Menschen bereiteten eine Silvesterparty vor, die Gruppe wurde bereits erwartet. Kurz vor Mitternacht hingen andere Helfer einen großen Banner mit dem Schriftzug „Open the borders“ auf. Über einen Lautsprecher wurde Musik gespielt, die Menschen tanzten und umarmten sich und feierten gemeinsam in das neue Jahr.
Nach anstrengenden zwei Wochen war die Tour zuende. Am 10. Januar diesen Jahres kehrte das Team von SaS wieder zurück nach Deutschland. In der Heimat haben sie es anscheinend nicht lange ausgehalten, denn schon am 26. März ging es für die Helfer erneut nach Griechenland. Ungewiss sind jedoch noch die Termine und Umsetzungsformen künftiger Touren, da sich die Gruppe momentan im Übergang zwischen Studium und Job befindet. „Fest steht aber, dass wir alle mit so viel Herzensblut hinter „Soup and Socks“ stehen, sodass wir den Spielraum nutzen, den unsere Lebenssituationen uns geben, um das Projekt weiter zu gestalten“, erklärt Kat, Mitglied des Teams. Ein Ende des Projekts ist also bis auf Weiteres nicht in Sicht.
Von Maximilian Krämer