Leserbrief zum Brexit-Votum von Robert Saß
Zu Beginn dieses großen Tages höre ich mir erstmal den Flashmob der Ode an die Freude an!
Die EU ist nicht in ihrer tiefsten Krise, sondern bekommt ihre größte Chance.
Der Brexit ist ein Martyrium für Europa. Jeder Politiker oder Experte, der jetzt Trauer heuchelt, ist schlicht definitiv kein Visionär.
In diesem Sinne: Danke, England!
Die EU ist und war sicher nie perfekt, aber daran sind wir alle selbst schuld. Mit unserer Wahlbeteiligung und auch unserer Wahl, die erst ermöglichte, dass die ganzen Günther Oettingers nach Brüssel ausrangiert wurden und die EU-Politik dadurch der aussterbenden Generation überlassen wurde.
Die wahre Krise der EU ist die in Folge der Flüchtlingskrise praktizierte drastische Abschottung vor der Realität, vor den globalen Problemen. Spätestens der Türkei-Pakt hat die EU (im Sinne eines Zukunftsprojekts und einer Wertegemeinschaft) in die wahre Krise gestürzt.
Eben diese Entwicklung ist aber angetrieben von den ganzen nationalistischen Querschlägern wie Orban, die ja gerade gegen die EU sind. Bitte sollen sie doch alle gehen! Gesundschrumpfen wäre das.
Die Briten standen mit beiden Füßen auf der Bremse und haben eine ernsthafte Weiterentwicklung stets behindert. Sollen doch die ganzen Orbans, Szydlos und wie sie alle heißen austreten.
Das ist keine schwere Krise sondern wäre der Beginn einer Entwicklung weg vom Stillstand hin zur Besinnung auf den wahren Wert eines geeinten Europas.
Die Jugend Europas kann sich Europa nicht mehr in klein vorstellen. Die Jugend Europas das sind Spanier, Franzosen, Deutsche, auch Polen und Griechen. Aber auch Nordiren und Schotten. Wir merken als Heidelberger Studenten tagtäglichen wie unser Europa aussieht. Im Marstall andere Sprachen zu hören ist für uns alltäglich.
Dieses eine Nein der Briten wird die EU stärken weil ihre Ideale wieder debattiert werden und viele Ja’s erschallen werden.
Das Königreich wird sich in einer in den letzten Jahrhunderten unbekannten Situation wiederfinden und erstmals das Gefühl der Bedeutungslosigkeit zu spüren bekommen.
Und was gibt es besseres für das zukünftige Europa als ein belegtes Exempel: (nur) gemeinsam sind wir stark.
Lasst uns diesen Tag nutzen, um die EU nicht mehr sich selbst zu überlassen, sondern sie hochzuhalten, zu verteidigen und zu prägen! Spätestens 2019 bei den Wahlen. Bis dahin sollten wir vor unserer eigenen politischen Haustür kehren.
[box type=“shadow“ ]Info: Unsere Adresse für eure Meinung: post@ruprecht.de. Leserbriefe spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.[/box]
Zwei Jahre ist mein Leserbrief her, da musste ich bei dieser Nachricht daran zurück denken, und sehe mich schmunzelnd etwas bestätigt:
„Mehr als zwei Drittel der EU-Bürger sind der Meinung, dass ihr Land von der EU-Mitgliedschaft profitiert. Das ist einer Umfrage zufolge der höchste Wert der Zustimmung seit 1983. Während der Finanz- und der Flüchtlingskrise lag der Wert noch deutlich niedriger. Der Brexit führte zu einem ‚Weckruf‘.“
https://www.welt.de/politik/ausland/article176597206/Umfrage-zur-EU-Rekordhoch-bei-Zustimmung-Brexit-fuehrt-zum-Weckruf.html