Ob Austausch mit Partnerunis oder Praktikum – ein Auslandsaufenthalt ist in vielen Studiengängen Pflicht. Aber wie organisiert man ein Semester im Ausland? Hier sind die wichtigsten Schritte.
Soll ich gehen oder doch lieber bleiben? So viele Studenten wie noch nie haben in den vergangenen Jahren am Austauschprogramm der Europäischen Union teilgenommen.
Doch wie man seine Zeit im Ausland am besten organisiert und plant, wissen die meisten erst im Nachhinein. Deswegen hier vorab schon mal ein paar Tipps von unserer Seite.
Früh für einen Ort entscheiden
Der erste Schritt besteht darin, sich klar zu machen, wohin die Reise überhaupt gehen soll. Je nach Land und Universität werden bereits fundierte Sprachkenntnisse vorausgesetzt, sodass es sich rentiert, bereits früh einen Sprachkurs zu belegen und die entsprechenden Sprachzeugnisse abzulegen.
Wer in Heidelberg einen Sprachkurs im Zentralen Sprachlabor (ZSL) mit mindestens A2 Niveau macht, kann sich ganz einfach mit dem Zeugnis des Kurses ein Sprachzertifikat ausstellen lassen. Und wenn es doch mal knapp wird, bleibt immer noch die Möglichkeit, einen Sprachtest im ZSL oder im Deutsch-Amerikanischen Institut zu absolvieren.
Neben dem Erlernen der Sprache lohnt sich die frühe Idee oder Entscheidung für ein Land im Hinblick auf das Motivationsschreiben, welches wesentlicher Bestandteil einer jeden Bewerbung ist. Erste Einblicke in die jeweilige Stadt und ihre Universität liefern die Erfahrungsberichte ehemaliger Austauschstudenten. Diese zeigen einem bereits gebündelt alle spezifischen Informationen auf und sind daher praktischer als eine Internetrecherche oder der Blick in den Reiseführer. Amüsant und unterhaltsam ist die Website erasmusconfession.com.
Abhängig davon, mit welchem Austauschprogramm der Auslands-aufenthalt angetreten werden soll, ist ein frühes Informieren über die Bewerbungsfristen essentiell.
Die Entscheidung für ein Land trifft man abschließend unter Abwägung von Lebenshaltungskosten, Wohnungslage, Lehrangebot, Arbeitsaufwand für das Studium, sowie dem kulturellen Angebot.
Finanzierung abklären
Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass ein Auslandssemester mit hohen Ausgaben verbunden ist. Höhere Mieten und Lebenshaltungskosten, Reisekosten, eventuelle Studiengebühren sind keine Seltenheit und stellen den angehenden Austauschstudenten vor große Herausforderungen.
Am einfachsten ist natürlich eine Finanzierung durch die Eltern. Wer im Voraus für seinen Auslandsaufenthalt spart oder arbeitet, kann sein Konto ebenfalls vor dem Minus bewahren. Manchmal bietet es sich auch an, im Ausland einen Nebenjob aufzunehmen. Oftmals gestaltet sich das Studium im Ausland jedoch aufwändiger als an der Heimatuniversität, sodass einfach die Zeit für zusätzliches Arbeiten fehlt. Nicht zuletzt kann es auch passieren, dass der Nebenjob im Land der Wahl schlecht vergütet wird. Bedauerlicherweise, nehmen viele Studierende oftmals das große Angebot an Stipendien nicht wahr. Egal ob zur generellen Studienfinanzierung oder speziell für den Auslandsaufenthalt – es gilt die Devise: Wer sich nicht bewirbt, hat schon verloren.
Schließlich ist auch eine Finanzierung über das Auslands-BAföG möglich. Man sollte dabei nicht zurückschrecken, wenn man im Inland kein BAföG aufgrund des Einkommens der Eltern bekommen hat. Denn die Anforderungen unterscheiden sich.
Aber auch hier lohnt es sich, frühestmöglich den Antrag zu stellen. Die Behörde selbst rät dem Bewerber zur Antragsstellung sechs Monate vor dem Auslandsaufenthalt an. Diese Frist gleicht leider einem Wunschdenken. Oft sind sechs Monate vorher noch nicht einmal die Partneruniversitäten für das Erasmusprogramm ausgeschrieben. Bis einem ein Platz bestätigt und die Reise beschlossen ist, sind dann bereits viele Wochen vergangen.
Der Antrag für das AuslandsBAföG sollte trotzdem gestellt werden. Wenn einem die Förderung bestätigt wird, dann wird im schlimmsten Fall das Geld erst nachträglich für den Geltungszeitraum nachgezahlt.
Zeitpunkt wählen
Abhängig vom Studienfach ist ein Auslandssemester nur zu bestimmten Zeiten möglich. Um sich Leistungen im Ausland anrechnen zu lassen, sollte man in seinem Studium bereits etwas fortgeschritten sein und die Grundzüge des Fachgebietes verstanden haben. Damit scheiden die ersten drei Semester sogleich aus. Für so manchen ist das heimatliche Setting – Liebe, Freundschaften, WG-Leben – von ausschlaggebender Bedeutung. Nichtsdestotrotz sollte man sich dadurch nicht zurückhalten lassen. Die in der Zukunft stehenden Erfahrungen und Erlebnisse bleiben für das ganze Leben und das Schöne am Weggehen ist letzten Endes doch auch die Rückkehr.
Von Bérénice Burdack